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Autofahrer suchen nach Auswegen

Alternative Kraftstoffe und sanftere Fahrweise: An guten Ideen mangelt es nicht

Von Astrid Pinske
und Thomas Hochstätter (Fotos)
Löhne (LZ). Die Benzinpreise scheinen die Schmerzgrenze erreicht zu haben: Viele Autofahrer orientieren sich neu. »In den letzten vier Wochen habe ich mich häufiger mit Interessenten über Gas unterhalten als in den vergangenen drei Jahren«, sagt Verkaufsberater Jörg Telkemeier von Ford Meyer. Eine Entwicklung, die auch die Fachberater von Opel Corsmann und dem VW- und Audi-Spezialisten Autohaus Löhne bestätigen können.
Das ist sie, die »1,50«: Bisher kostet zwar nur der Luxussprit »Ultimate« so viel, wie hier bei Aral an der Königstraße, aber nach Meinung vieler Experten ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch normaler Superkraftstoff diese Schallmauer durchbricht. In altem Geld sind das drei Mark. Warum eigentlich nicht mit einem subventionierten Erdgas-Wagen fahren? Oliver Bachor (links) und Christian Pischczan von Corsmanns Autowelt an der Oeynhausener Straße haben steigende Nachfrage festgestellt.
Der Tank eines Erdgas-Golfs befindet sich im Kofferraumboden. Das demonstriert hier Bogdan Kulak vom Autohaus Löhne an der Lübbecker Straße. Das Erdgas-Tankstellen-Netz wächst derweil.
Zwar verbrauchen die Neufahrzeuge in Deutschland laut Verband der Automobilindustrie durchschnittlich nur noch 6,8 Liter Kraftstoff - und damit zwei Liter weniger als zu Beginn der neunziger Jahre. Dennoch setzen immer mehr Fahrer auch weiterreichende Sparmaßnahmen. So wird häufiger der Reifendruck überprüft; kurze Fahrten nur um die Ecke - die bei Ottomotoren hochgerechnet einen Verbrauch von 30 Liter je 100 Kilometer erzeugen - werden gemieden. Auch alternative Antriebsformen gewinnen an Attraktivität. Zumal etliche von ihnen nicht nur als schadstoffärmer gelten, sondern steuerlich begünstigt oder subventioniert werden.
So zeichnete der Verkehrsclub Deutschland 2004 den Toyota Prius zum umweltschonendsten Auto aus: Sein spritsparender Hybridantrieb läuft mit einer Kombination aus Benzin- und Elektromotor.
Weitere Alternativen: Autogas, ein Flüssiggas, für das in Deutschland allerdings noch kein Tankstellennetz besteht. Dieselfahrer können - je nach Modell mit oder ohne Umrüstung - auf Biodiesel, beispielsweise aus Rapsöl, umsteigen. Dieser ist nicht nur von der Mineralölsteuer befreit, sondern auch mit Blick auf die Feinstaub-Debatte interessant. Hierzulande noch nicht durchgesetzt hat sich Bioethanol, das per alkoholischer Gärung aus Getreide gewonnen wird. Und auch Brennstoffzellen werden nach Ansicht der Fachleute in den nächsten Jahren (noch) nicht den Markt erobern.
Die meisten Hersteller setzen derzeit auf eine bivalente Lösung: Sie statten ihre neuen Modelle sowohl mit Benzin- als auch mit hochdruckgesichertem Erdgastank aus. »Das Fahrzeug startet mit Benzin«, erklärt Opel-Fachverkäufer Oliver Bachor. »Sowie eine gewisse Betriebstemperatur erreicht ist, schaltet der Motor automatisch auf das - steuerlich begünstigte - Erdgas um. Die Zufuhr kann aber auch manuell durch den Fahrer gesteuert werden.«
Eine Anschaffung oder Umrüstung schlage zwar zunächst - je nach Hersteller und Modell - mit 1 500 bis 3 000 Euro mehr zu Buche, gibt Kfz-Profi Bogdan Kulak vom Autohaus Löhne zu bedenken. Gerade für Vielfahrer und auch Firmen rechne sich die Anschaffung jedoch: Die Fahrzeuge von VW, Opel oder Ford beispielsweise haben mit einer Doppeltank-Füllung eine Reichweite von etlichen hundert Kilometern. So soll der Golf Variant Bi Fuel bei ausgeglichener Fahrweise bis zu 900 Kilometer ohne Tankstopp zurücklegen können.
Bis Ende 2006 soll es in Deutschland 1 000 Erdgas-Tankstellen geben. Zudem fördert die Gasversorgung Westfalica (siehe Info-Box) die Anschaffung oder Umrüstung mit 500 Euro. Bei Abschluss eines Werbevertrages für einen Aufkleber (siehe Foto Corsmann) erhält der Fahrer zusätzlich zwei Jahre lang ein Tankguthaben von jeweils 400 Euro.

Artikel vom 09.09.2005