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Kleine Zeitreise in die
Welt der Heuerlinge

Sonntag wird restaurierter Kotten in Schweicheln eröffnet

Hiddenhausen (gb). Es gibt noch viel zu tun am Heuerlingskotten, aber das soll der Freude über die Eröffnung keinen Abbruch tun: Sonntag wird das Fachwerkhaus in Schweicheln, das eindringlich in die bäuerlichen Lebensverhältnisse des 19. Jahrhunderts einführt, eröffnet.

Christian Meinhold und Gisela Hering-Bejaoui vom Vorstand des Vereins Museumsschule Schweicheln sind froh über das Erreichte. In den vergangenen zwei Jahren haben sie und viele Mitstreiter dem Kotten »auf die Beine geholfen«. Um 1800 erbaut, diente er vielen Familien in Generationen als höchst bescheidene Lebens- und Arbeitsstätte. Der Kotten gehörte zum Hof Holzgräfe. Eine Schlafkammer, eine Wohnstube, Kochstelle in der Deele, zwei Ställe für Ziegen und eine Kuh, ein Schweinestall, das musste ein Heuerlingskotten aufnehmen. Unterkunft und Vieh stellten schon den Lohn für die harte Arbeit beim Bauern dar. Das Wasser holte man aus einer recht weit entfernten Naturquelle. Nicht verwunderlich ist es daher, wenn die Heuerlinge angesichts dieser Lebensverhältnisse gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Massen nach Amerika auswanderten.
Inzwischen haben die Museumsfreunde schon erfreulich viel Inventar sammeln und dank der engagierten Mitarbeit der Tischler Heinz-Jürgen Freese, Sebastian Dahm und Johannes Meier aufarbeiten können: Betten, Stühle und ein Webstuhl komplettieren die Zimmer. Natürlich wird noch ungleich mehr Inventar gebraucht. Entscheidend ist dabei, dass es historisch korrekt aus Heuerlingsverhältnissen stammen muss.
Zum Kotten kommt im Herbst ein kleiner Bauerngarten; überhaupt bedarf die Umgebung noch der Verschönerung. Speziell sollte in Absprache mit dem Grundeigentümer ein Fußweg zur Straße geschaffen werden. Doch das ist vorerst genauso Wunsch wie die Idee, Interessenten für die Nutzung des Hauses zu gewinnen. So könnten an Historie interessierte Gruppen am Webstuhl weben, Zigarren drehen oder Wolle spinnen. Das wird übrigens alles zur Eröffnung schon angeboten. Christian Meinhold hat außerdem eine kleine Zahl ungarischer Wollschweine organisiert, das ist eine vom Aussterben bedrohte Schweinerasse.
Parallel zur Eröffnung ist die Museumsschule geöffnet und für Speis und Trank ist auch gesorgt.

Artikel vom 08.09.2005