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Europa braucht gemeinsame Wertvorstellungen

Identifikation der Menschen mit der EU nicht durch einen Beitritt der Türkei aufs Spiel setzen


Ich verstehe nicht, warum ausgerechnet SPD und Grüne den Türkei-Beitritt fordern. Denn damit unterstützen sie doch genau das, was sie im eigenen Land bekämpfen: Nationalismus, Diskriminierung von Frauen und Minderheiten sowie einem Mangel an Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und wahrheitsgetreue Vergangenheitsbewältigung und schließlich fundamentalistische Religiosität, auch wenn Religion und Staat auf dem Papier getrennt zu sein scheinen.
SPD-Außenexperte Hans-Ulrich Klose und Alt-Kanzler Helmut Schmidt warnen nachdrücklich vor einem Türkei-Beitritt, weil »Multikulti schwer mit Demokratie vereinbar« und es ein Fehler gewesen sei, »Gastarbeiter ins Land zu holen«. Man stelle sich vor, was los gewesen wäre, wenn dies ein CDU-Politiker gesagt hätte. Da wäre sofort nach Rücktritt gerufen worden! Europa braucht Grenzen. Ein grenzenloses Bündnis gibt es schon: die UNO!
Die halbe arabische Welt ist untereinander zerstritten, weil sie dort nach dem Motto »Zeigt den anderen, wie stark ich bin« aus allem eine »Familiensache« und eine Frage der »Ehre« machen, wobei man unter Ehre ein Zurückschlagen in Überzahl versteht und dabei sogar gerne auch zur Waffe greift. Das hat natürlich nichts mit Ehre, sondern eher mit Eitelkeit und Feigheit zu tun.
Wie sollen sich die Menschen als Europäer fühlen, wenn Identifikation so aufs Spiel gesetzt wird? Denn das inzwischen selbstverständliche Gefühl, sich gemeinsam mit Franzosen, Spaniern, Dänen, Italiener, etc. als Europäer zu fühlen, hat nicht nur Jahrzehnte gebraucht, es gründet sich auf gemeinsame Wurzeln und Werte.
Wir brauchen gemeinsame Werte und Ziele, die uns verbinden. Und das endet nun mal nicht bei Religion, zumal wir doch in den Augen der Moslems »Ungläubige« sind. So eine Aussage eines Deutschen über einen Türken würde als fremdenfeindlich gewertet werden. Am Ende wird spätestens die Bürgerbefragung in Frankreich den Beitritt kippen, deshalb ist eine Ersatzlösung ehrlicher.
STEFAN WEIN33102 Paderborn

Artikel vom 10.09.2005