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»Die eigenen Wurzeln und Werte gespürt«

Heimatfreunde erleben die blühende Heide und jahrhundertealte Konvent-Traditionen

So schön ist die Lüneburger Heide: Hier sind die Löhner Teilnehmer der Fahrt vorm Kloster Ebstorf zu sehen. Foto: LZ

Löhne (LZ). In zwei vollbesetzten Reisebussen unternahmen Löhner Heimatfreunde mit Waltraud Troche ihre Sommerfahrt tief hinein in die blühende Lüneburger Heide. »Ein unvorstellbarer schöner Anblick war die rosa-lila Weite, gelegentlich von Wacholder und Birken unterbrochen«, da waren sich die Reisenden einig.
Ein Schäfer mit seiner Herde von 1 000 Heidschnucken erwartete sie bereits und erklärte den Heimatfreunden, was mittels Schafhaltung zur Pflege der Urlandschaft Heide getan wird. Die nächste Station war eine Führung durch »Heide-Erika« durch die Heidelandschaft mit anschließendem Kaffeetrinken im Schafstall.
Das letzte Ziel der Reise war Ebstorf mit seinem um 1150 gegründeten und in Backsteingotik erbauten ehemaligen Benediktinerinnen-Kloster. Die zweischiffige Klosterkirche, um 1350 begonnen, nennt sakrale Kunstschätze ihr Eigen: Bronzetaufe (1310), Renaissance-Kanzel (1615), Barock-Altar (1684), im Nonnenchor Peredella eines gotischen Altars, darauf Kreuzigungsgruppe (16. Jahrhundert) und Madonnen (13./14. Jahrhundert). Im Kreuzgang wertvolle Glasmalereien - Heilspiegel - (um 1420). Das Kloster beeindruckt durch die ruhige Schönheit und Geschlossenheit eines über so lange Zeit erhaltenen mittelalterlichen Klosteranwesens. Günstige Umstände haben es vor Zerstörung bewahrt, die Klosterfrauen haben es nie verlassen. So begegnete den Reisenden eine christliche Tradition und Kultur, die sie »auf einmalige Weise ihre Wurzeln und Werte spüren ließ«.
Aus dem ehemaligen Benediktinerinnenkloster ist nach der Reformation ein evangelisch-lutherischer Konvent geworden. Wo im Mittelalter vorwiegend Frauen aus adligen Familien der Umgebung lebten, gestalten heute ehemals berufstätige Frauen aus unterschiedlichen Berufen einen frei gewählten Lebensabschnitt. Die Teilnahme an den werktäglichen Andachten und an den sonntäglichen Gottesdiensten - in Klostertracht - Führungen zu den Kunstschätzen in Kloster und Kirche sowie die Übernahme von Ämtern im Konvent und die Pflege des Klostergartens gehören zu den Pflichten der Konventualinnen.
Am Ende der Führungen wurde die Ebstorfer Weltkarte gezeigt, welche in einer einzigartigen Größe und Fülle das christlich-europäische Weltbild des ausgehenden Mittelalters darstellt. Die Löhner Heimatfreunde waren tief beeindruckt: »Die Erlebnisse und neue Erkenntnisse werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.«

Artikel vom 10.09.2005