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Kapitän will wieder an Bord

Verletzter SCP-Kapitän im Wartestand: Daniel Stefulj.

Stefulj plant Comeback gegen Fürth

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Der rote Teppich konnte gar nicht groß genug sein, den der SC Paderborn im Juli für seinen prominentesten Neuzugang ausrollte: Danijel Stefulj, Ex-National- und Bundesligaspieler von Hannover 96, wurde vom Trainer Jos Luhukay zum Kapitän bestimmt und damit zum Chef gemacht.

»Von ihm erwarte ich, dass er auf dem Platz und auch außerhalb eine Führungsrolle übernimmt«, ließ Luhukay sehr früh gar keine Zweifel, welche Positionen er für den Kroaten auf und neben dem Rasen vorgesehen hatte. Der 32-Jährige nahm die Rolle zwar an, als es ernst wurde, musste Stefulj aber passen. Beim 0:3-Fehlstart in Unterhaching beorderte ihn der Cheftrainer nach einer guten Stunde vom Feld, seit dem trat er nicht mehr gegen den Ball. »Danijel kann der Mannschaft zurzeit nicht helfen«, begründete der Holländer damals die Nicht-Berücksichtigung Stefuljs für das nächste Heimspiel. Erst hofiert, dann aussortiert - 90 Minuten ließ ihn Luhukay beim 5:0-Sieg gegen Saarbrücken zusehen, der Kapitän ging danach von Bord und meldete sich mit Schmerzen an der linken Achillessehne ab.
Die Probleme plagten Paderborns Mittelfeldspieler aber angeblich schon in den Wochen zuvor. Beim letzten Auswärts-Test in Brakel (8:1) ließ sich Stefulj zur Pause auswechseln und anschließend behandeln. »In Unterhaching habe ich mich fit spritzen lassen«, sagt der Bundesligaspieler (35-mal 1. Liga, 112-mal 2. Liga) heute, erst eine Kernspintomografie machte das Ausmaß der Verletzung deutlich: »Die Sehne war stark entzündet, wenn ich noch eine Woche weiter gespielt hätte, wäre sie gerissen.«
Besonders bitter: Der Cheftrainer wusste nichts von den Problemen seines Spielführers und wurde deshalb von der Entwicklung überrascht. »Luhukay forderte von mir 100 Prozent Leistung im Training, aber ich konnte nur 80 Prozent bringen«, blickt Stefulj zurück und nennt die Gründe für seinen persönlichen Fehlstart: »Physiotherapeut, Trainer und ich hätten mehr kommunizieren müssen. Dann wäre es erst gar nicht so weit gekommen.«
Gefahr erkannt, die Gefahr ist aber nicht gebannt. Erst am Montag will der Familienvater (verheiratet, zwei Kinder) wieder mit dem Balltraining beginnen und vielleicht im Heimspiel gegen die SpVg. Greuther-Fürth (21. September) sein Comeback feiern.
Den Druck, unbedingt fit werden zu müssen, spürt Paderborns Nummer sechs nicht. Die Mannschaft siegt und punktet, entsprechend leise sind die Rufe nach dem Kroaten. Doch der mahnt: »Wir müssen uns steigern. Saarbrücken war kein Maßstab, Cottbus zu schlecht. Mit Ahlen, Rostock, Greuther-Fürth und Dresden kommen die Bewährungsproben noch.«
Da gilt es zu punkten. Stolze 30 Zähler sollen nach den ersten 17 Spieltagen auf dem Paderborner Punktekonto stehen. »Danach greifen wir mit einem neuen Knipser die Spitze an«, träumt der Mittelfeldspieler von einer großen Saison.
Seine Kontakte zu Fredi Bobic (spielten gemeinsam bei Hannover 96) will Stefulj aber nicht spielen lassen. »Der ist ein Star und passt hier nicht hin«, sagt der Profifußballer und nennt ein Beispiel: »Wenn Fredi im Training abgegrätscht wurde, war das Majestätsbeleidigung. Dann ging er vom Platz, zog seine Turnschuhe an und lief nur noch ein paar Runden. Gesagt hat keiner was.«
Ein kleiner Star ist Stefulj im SCP-Team zwar auch, aber nicht unantastbar. Das hat Jos Luhukay am zweiten Spieltag bewiesen.

Artikel vom 09.09.2005