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Architekten stellen
Umbaupläne vor

Gemeinde Valdorf feiert Kirchfest

Von Jürgen Gebhard (Text und Foto)
Vlotho-Valdorf (VZ). Die Valdorfer Kirche ist mit 747 Jahren das wohl älteste Gebäude der Stadt. Wie schon so oft in der Geschichte dieses Gotteshauses, stehen wieder einmal umfangreiche Renovierungsarbeiten an. Die Planungen werden an diesem Samstag vorgestellt, wenn die Gemeinde ihr Kirchfest feiert.

Seit Herbst 2004 ist das Büro »architektur-werk-stadt Balhorn, Wever und Karhof« aus Paderborn damit beauftragt, die Planungen für die dringend erforderlichen und für die wünschenswerten Maßnahmen zu erarbeiten. Allen voran muss die Elektroheizung getauscht werden, die Orgel hat eine Generalüberholung nötig und die Wände müssen gestrichen werden. Auch eine Umgestaltung des Altarraums ist geplant. Beim Kirchfest am 10. September werden die Architekten ihre konkreten Planungen erstmals in die Öffentlichkeit bringen (14.30 Uhr in der Kirche). Wegen der hohen Kosten sind zwei Bauabschnitte geplant, von denen der erste bis zum Jubiläumsjahr 2008 abgeschlossen sein soll.
Das Kirchfest beginnt um 11 Uhr mit einer spektakulären Aktion, wenn der Wetterhahn und die Kugel mit einer 40 Meter hohen Arbeitsbühne von der Kirchturmspitze geholt werden. Geöffnet wird die Kugel erst um 16 Uhr, bis dahin wird rund um die Kirche ein buntes Programm für große und kleine Gemeindemitglieder geboten. Pfarrer Christoph Beyer geht davon aus, dass die Pfarrer Friedrich Oberwelland (Valdorf) und Erich Wehr (Wehrendorf) bei der Turmrenovierung im Jahr 1938 aufschlussreiche Dokumente zur Situation in Valdorf und zur Lage der Kirche in der Nazi-Zeit in der Kugel deponiert haben (VZ vom 18. August: »Pfarrer möchte Geheimnis lüften«). Erich Wehr, der im August dieses Jahres in Detmold seinen 99. Geburtstag feiern konnte, wird voraussichtlich bei der Öffnung der Kugel dabei sein.
Mit Blick auf das Kirchfest und die bevorstehende 750-Jahr-Feier hat Kirchmeister Ludwig Meyer die lange unter weißer Farbe verdeckte Jahreszahl 1652 an der Straßenseite schräg über dem Portal schwarz ausgemalt und damit wieder sichtbar gemacht. Diese Jahreszahl 1652 ist nur eine aus der bewegten Geschichte des ältesten Vlothoer Gotteshauses: Im Jahr 1638 wurde es in der Schlacht bei Valdorf zerstört, in den folgenden Jahren aufgebaut und 1652 wieder eingeweiht.
Erstmals erwähnt wird die Valdorfer Kirche in der auf den 16. März 1258 datierten Gründungsurkunde des Klosters Segenstal. Demnach unterstand sie Graf Heinrich von Oldenburg, dem Landesherrn der Herrschaft Vlotho. Wie Stadtchronist Karl Großmann schreibt, hatten die Herren von Vlotho gut 100 Jahre zuvor beabsichtigt, aus der Siedlung am Fuße des Amtshausberges eine Art Landeshauptstadt zu machen. Aus dem 45 Quadratkilometer großem Gebiet des Kirchspiels Valdorf hätten sie ein 6 Quadratkilometer großes Gebiet herausgetrennt und dieser Siedlung Vlotho Stadtrechte gegeben. In Vlotho befand sich damals noch keine Kirche. Weil der Weg zur Kapelle nach Wehrendorf jedoch zu weit gewesen sei, habe man die Valdorfer Kirche an den heutigen Standort auf halber Strecke zwischen Wehrendorf und Vlotho verlegt.
Von dem ursprünglichen Kirchenbau sind heute nur noch die dicken Außenmauern erhalten. Bei Bauarbeiten vor rund 60 Jahren wurden deutliche Brandspuren festgestellt. Sie rühren sehr wahrscheinlich von dem Brand her, dem 1340 nicht nur die Kirche von Valdorf sondern auch das Kloster von Vlotho zu Opfer fiel. Die Valdorfer Kirche wurde im Lauf der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und erweitert, 1839 entstanden beispielsweise der Anbau an der Südseite und die Emporen, die bei der großen Renovierung 1959/1960 wieder entfernt worden sind.

Artikel vom 08.09.2005