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Ausstellung gibt erschütternde Einblicke

Bund der Euthanasie-Geschädigten zeigt Dokumentation im Kreishaus

Detmold/Kreis Lippe (SZ). Der Bund der »Euthanasie«-Geschädigten und Zwangssterilisierten e.V. (BEZ) zeigt im Detmolder Kreishaus seine Ausstellung »Lebensunwert - zerstörte Leben«. Mit Bildern, erläuternden Texten und vielen Originaldokumenten erinnert die Ausstellung an die gesellschaftlichen Bedingungen, die zur Ausgrenzung, Verstümmelung und nicht selten zum Tod der Betroffenen geführt haben.

»Die rund 20 großformatigen Tafeln zeigen unter anderem, wie durch die NS-Rassengesetze Menschen selektiert und stigmatisiert wurden und wie diese Ereignisse bis heute in den betroffenen Familien fortwirken«, erklärt die Detmolder BEZ-Geschäftsführerin Margret Hamm. »Zugleich möchten wir die Besucher der Ausstellung sensibilisieren, auch heute die Diskussionen über die Selektion des menschlichen Lebens, sei es am Anfang oder am Ende des Lebens, vor dem Hintergrund der Geschichte zu reflektieren«, so Margret Hamm zur Intention des BEZ.
Das Gesetz der Nationalsozialisten »zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« trat am 1. Januar 1934 in Kraft. Rund 350 000 Menschen wurden in der Folge auf der Grundlage dieses Gesetzes zur »Reinerhaltung der Rasse« und zur »Reinigung des Volkskörpers« ihrer Fortpflanzungsfähigkeit durch Zwangssterilisation beraubt, heißt in der Dokumentation. Nach 1939 seien etwa 300 000 Menschen als »lebensunwert« stigmatisiert und durch die verschiedenen »Euthanasie«-Maßnahmen wie Gas, Injektionen und gezieltes Verhungern lassen ermordet worden. »Besonders junge Menschen, für die die NS-Zeit vielleicht schon weit weg ist, erleben hier die Geschichte ihres Vaterlandes durch persönliche Details von Einzelschicksalen«, berichtet Margret Hamm weiter. »Deshalb laden wir alle weiterführenden Schulen in Lippe ein, diese Ausstellung im Kreishaus mit ihren Schülern zu besuchen.«
Wer sich noch weiter mit dem Thema Euthanasie und Zwangssterilisation auseinander setzen möchte, kann das tun mit dem gerade im Verlag für Akademische Schriften erschienen engagierten Werk von Margret Hamm »Lebensunwert - zerstörte Leben«, das auch im Bürgerservice des Kreishauses erhältlich ist.
Die kostenlose Ausstellung ist noch bis zum 27. Oktober 2005 im Detmolder Kreishaus montags bis donnerstags von 8 Uhr bis 18 Uhr und freitags von 8 Uhr bis 15 Uhr für jedermann zugänglich. Weitere Informationen sind beim BürgerService des Kreises Lippe unter %  0 52 31/62-300 zu erhalten.

Artikel vom 08.09.2005