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Ein Leben auf
dem Zionsberg

Vor 40 Jahren eingesegnet

Scherfede (ekp). In der Diakonissen-Kommunität auf dem Zionsberg in Scherfede haben jetzt zwei der insgesamt acht Schwestern ein besonderes Fest gefeiert. Schwester Ilse Neumann (68) und Schwester Dagmar Jessen (72) wurden vor 40 Jahren eingesegnet.

Dieses wurde jetzt mit einem Gottesdienst gefeiert, den Pfarrerin Erika von der Fechte aus Wolfhagen und Pfarrer Alfred Hammer aus Westheim gestalteten. Für die Jubilarinnen und ihre fast 50 Gäste hatten die Mitschwestern im Anschluss für ein reichhaltiges Mittagsbüffet sowie für Kaffee und Kuchen gesorgt.
Schwester Ilse wurde als Siebenjährige gemeinsam mit dem dreijährigen Bruder und weiteren Flüchtlingen aus Königsberg vertrieben. Die Mutter musste noch bleiben, stand kurz vor der Entbindung ihres dritten Kindes und fand ihre älteren Kinder später im Kinderheim in Köslin - kurz vor der Evakuierung. Die Familie fand schließlich in Ladecop an der Elbe ein neues Zuhause. Der Vater war im Krieg und gilt als vermisst. Ilse Neumann begann eine Lehre als Hauswirtschafterin. Durch den Jungmädchenkreis kam sie schließlich nach Hannover zur Pestalozzi-Stiftung, wo sie ein Jahr in einem Kinderhaus arbeitete. Nächste Station war die Tätigkeit als Erzieherin im Fürsorgeheim in Werther (Bielefeld). Die Hausmutter Elisabeth Potthoff machte Schwester Dore Schellenberg, Gründerin der Diakonissen-Kommunität Zionsberg, auf Ilse Neumann aufmerksam. 1957 kam sie nach Scherfede und wurde als Diakonisse eingekleidet. »Ich war hier der erste Direkteintritt«, erzählt sie. Schwester Ilses Einsegnung fand sieben Jahre später statt - gemeinsam mit Schwester Dagmar Jessen am 5. September 1965.
»Ich wollte Schwester werden und Gott dienen«, beschreibt Ilse Neumann ihre Motivation. Vom kleinen Mutterhaus aus arbeitet sie zunächst ein Jahr im nahen Altersheim Haus Phöbe. Dann gehtĂ•s zurück nach Bethel, wo die Arbeit im Frauenhaus für Epilepsie wartet und die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester beginnt. Schließlich die Heimkehr zum Zionsberg. Hier arbeitet Ilse Neumann zehn Jahre im Kinderheim. Mit dem Auszug des Heims beginnt die Gästearbeit in der Kommunität. Und Schwester Ilse übernimmt zunächst neun Jahre die Küche, anschließend den hauswirtschaftlichen Bereich im Haus mit seinen 24 Gästeplätzen. Gemeinsam mit Schwester Dagmar gehört sie heute zu den älteren Schwestern.
Mitschwester Dagmar Jessen wurde 1933 in Gevelsberg bei Wuppertal geboren. Mit dem Kriegsende beginnt die Zuwendung zur Kirche. In einer Freizeit lernt die junge Frau dann Dore Schellenberg kennen. Die Zionsberg-Gründerin vermittelt ihr ein Haushaltsjahr in Scherfede, das Bestandteil der Ausbildung zur Gemeindeschwester war.
Schwester Dagmar, die sich bis heute um die finanziellen Belange auf dem Zionsberg kümmert, absolviert in Kassel ein fünfjähriges Studium und wird Diplom-Sozialpädagogin. Bis 1971 war auch eine Pflegevorschule auf dem Zionsberg untergebracht, wo sie zunächst arbeitet. Dann kümmert sich Schwester Dagmar bis 1973 im Haus um Spätaussiedler und beginnt anschließend mit der Gästebetreuung und der Planung der Programme. Die Diakonisse bietet Gruppen für Erwachsene an, begleitet Konfirmandenfreizeiten und die »Kommunität auf Zeit«.

Artikel vom 10.09.2005