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Farkas kam
mit blauem
Auge davon

Steuerstrafverfahren

Lübbecke/Bielefeld (uko). Mit einem blauen Auge ist frühere Handballspieler des TuS Nettelstedt, Tomislav Farkas, aus einem Steuerstrafverfahren vor dem Bielefelder Amtsgericht herausgekommen: Der 33-jährige Kroate, der jetzt beim Zweitligisten Stralsunder HV spielt, erklärte sich jetzt zur Steuernachzahlung von umgerechnet 19 000 Euro bereit, dafür wurde der Prozeß gegen ihn eingestellt.

Farkas war 1996 als jugoslawischer Nationalspieler zum TuS Nettelstedt gewechselt. Als Jahresgehalt sei für ihn ein Gehalt in Höhe von 106 000 Mark ausgehandelt worden, sagte er jetzt vor dem für Steuerstrafsachen zuständigen Amtsgericht Bielefeld. Durch die Kriegswirren auf dem Balkan wurde Farkas dann jedoch kroatischer Nationalspieler und ausgerechnet der kroatische Handballverband soll zwei Jahre darauf eine dubiose »Ablöseforderung« gestellt haben: Der TuS Nettelstedt müsse für Farkas 100 000 Mark Ablösesumme zahlen. So zumindest lautet eine Rechnung, die an die Handballmarketing Lübbecke gerichtet war und mit der »Erlangung der Transfer- und Persönlichkeitsrechte« begründet war.
Im Rahmen 38 anderer Steuerstrafverfahren gegen Verantwortliche des TuS Nettelstedt war eine solche Rechnung auch gefunden worden, allerdings stießen die Ermittler auch auf eine Blankorechnung. Amtsrichter Hermann Schulze-Niehoff folgerte daraus, dass die »Schreiben nicht echt sein könnten«, also erst nachträglich und zur Rechtfertigung eines illegalen Geldtransfers erstellt worden seien.
Tatsächlich hatte Farkas 103 000 Mark in drei Raten vom TuS bekommen. Dieses Geld habe er »selbst nach Kroatien gebracht« beteuerte der Handballer vor Gericht. Das Gericht stellte nun eindeutig fest, daß es sich um »Schwarzgeld« gehandelt habe, die Einnahmen habe Farkas dem Finanzamt deklarieren müssen -ĂŠegal, ob er das Geld weiter geleitet habe oder nicht. Schulze-Niehoff: »Es gibt keine Sonderrechte für Sportler.« Allerdings wertete das Gericht das Verhalten des kroatischen Handballverbandes auch »als Menschenhandel, und das ist eine Schweinerei«.
Tomislav Farkas sei »letztlich der Dumme«, der auch vom TuS Nettelstedt »über den Tisch gezogen worden ist«.
Gegen die Erklärung, die hinterzogenen Steuern nun zahlen zu wollen, stellte das Amtsgericht Bielefeld das Verfahren danach ein. Farkas wird lediglich 6 200 Euro Geldbuße zahlen müssen.

Artikel vom 07.09.2005