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Umstrittene »Hütchenspiele«

Jugendfußball: DFB-Konzept - Spielfeld-Verkleinerungen bis zur »D«

Von Stephan Arend
Altkreis (WB). Es war fast ein Aufschrei, der beim Auftakt der Fußball-Saison über die Plätze hallte. Die Spielfeld-Verkleinerung bei Partien der Bambini-Teams bis zur D-Jugend sorgte für Gesprächsstoff.

Spontan lehnten viele Trainer und Eltern diese Änderungen ab. Manch' einer wählte deutliche Worte wie »Schwachsinn der Saison«. Sind verkleinerte Spielfelder wirklich praxisfremd oder machen sie Sinn? Das WESTFALEN-BLATT fragte nach.
Stefan Diekmann (Vorsitzender des Kreisjugend-Ausschusses): »Der Fußballkreis Bielefeld setzt die Vorgaben des DFB um. Der Hessische Fußballverband hat die kleineren Felder getestet - mit dem Ergebnis, dass sie für die Entwicklung des einzelnen Spielers besser sind. Auch mein Kollege aus Herford hat mir von guten Erfahrungen berichtet. Ein Beispiel: Ein 1.40 Meter kleiner D-Jugend-Torwart steht in einem großen Tor. Wenn man das auf einen erwachsenen Schlussmann umrechnet, müsste dieser ein 12 bis 13 Meter breites Tor hüten. Wir müssen nun unsere eigenen Erfahrungen machen. Wir sind auf die Vereine angewiesen, dass sie uns ihre Meinung mitteilen. Diese Rückmeldungen leiten wir gerne an den DFB weiter.«
Christian Vobejda (DFB-Stützpunkttrainer aus Halle): »Als Mini-Trainer habe ich mich schon früher mit dem anderen Coach meist darauf geeinigt, das Feld zu verkleinern. Die Kleinen mussten ansonsten Riesenstrecken zurücklegen. Oft hat die Mannschaft mit den stärksten Läufern gewonnen. Der Abstand zu den Gegenspielern war viel zu groß. Die Philosophie des DFB ist es, bis zu einem gewissen Alter vor allem Zweikämpfe und Technik zu forcieren. Das passiert auf den kleineren Feldern. Das System mit vielen 1/1-Situationen auf engem Raum ist gewollt, auch wenn es zu weniger Spielzügen kommt. Alle Kinder werden besser ins Spiel einbezogen. Auch im modernen Fußball sind die Räume übrigens sehr eng. Der Ansatz ist richtig.«
Peter Mannek (Trainer der Oesterweger Mini-Kicker): »Die Grundidee ist ja in Ordnung. Als Trainer war ich aber nach einiger Zeit froh, dass nicht mehr alle Spieler wie auf einen Hühnerhaufen zusammenliefen. Durch das kleinere Feld kommt es jetzt wieder automatisch zu dieser Knäuelbildung. Außerdem kann ein Torwart mit einem guten Abschlag den Ball jetzt bis zum anderen Tor schießen. Grundsätzlich ist die Verkleinerung der Felder in Ordnung. Aber die Felder sind jetzt zu klein. Eine E-Jugend kann quer über den ganzen Platz spielen.«
Daniel Lichtsinn (Trainer der Amshausener D-Junioren): »Ich halte von den Umstellungen in der D-Jugend nichts. Die Partien verlieren an Attraktivität, weil wegen der kleinen Tore weniger Treffer fallen. Schwächere Mannschaften haben mit ihrer Mauertaktik Erfolg. Irgendwann müssen sich die Spieler ja auf große Tore umstellen. Die Jungs sind in der D-Jugend zum Großteil körperlich zu stark für diese Maße.«
Carsten Wolf (Trainer der Steinhagener F-Junioren): »Bei den Minis macht ein kleineres Feld ja noch Sinn, aber im F- und E-Jugend-Bereich... Unser Vorschlag: Bei der F-Jugend hätte man die Mannschaftsstärke um einen Spieler vergrößern können. Bei der E-Jugend hätte alles so bleiben können. Nun aber wird die Größe der Spielfläche jeden Samstag nach jedem Spiel mit Hütchen verändert. Wir Ehrenamtlichen haben ja auch sonst wenig zu tun. Na dann auf zum fröhlichen Hütchenspiel.«
Marc Spletzer: (E-Junioren-Trainer des BV Werther): »Blödsinn. Vor allem die Breite ist unmöglich. Der Torwart kann überhaupt keinen Abwurf zur Seite machen, sondern muss den Ball gerade nach vorne schießen. Eine einzige Bolzerei, ein Spielaufbau ist gar nicht möglich.«

Artikel vom 08.09.2005