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Linolschnitte in »Delfter
Blau« auf Seide gedruckt

Felthaus beschwört die mystische Kraft der Malerei

Von Rainer Maler (Text und Foto)
Salzkotten (WV). »Geist denkt mich« - unter diesem etwas esoterisch anmutenden Titel sind die Arbeiten von Markus Felthaus in Gut Winkhausen bei Verne zu sehen.

Der 42-jährige Künstler hat in Hamburg Kunst studiert und lebt seit einigen Jahren freischaffend in Bielefeld, wo er sich auch als Farbraumgestalter einen Namen gemacht hat. Zu seinen Vorbildern zählt er den »Mann mit dem Hut«, Joseph Beuys, ohne allerdings dessen politische Intentionen fortführen zu wollen. Felthaus geht es um die mystische Kraft der Malerei. In der alten Zehntscheune in Gut Winkhausen hängen seine großen Arbeiten wie Fahnen hoch oben über den Köpfen der Besucher.
Linolschnitte werden normalerweise in einer nummerierten Auflage auf Papier gedruckt. »Ich habe Seide gewählt, weil ich so mit den Händen arbeiten konnte«, erläutert der Künstler im Gespräch. Die Seide wird auf das Linoleum gelegt und die Farbe nur durch den Druck der Hände in den Stoff gerieben, so dass Unikate entstehen.
In vielen Arbeiten verwendet der Künstler nur die Farbe Blau, eine Art Delfter Blau. Blau war die Farbe der Romantiker. Der Dichter Novalis und seine »blaue Blume« verkörperten die Sehnsucht nach dem Religiösen in der Kunst. Auch Felthaus sucht das Geistige in der Malerei. Seine Arbeiten bewegen sich im Grenzbereich zwischen Figuration und Abstraktion, ein Sinnsucher scheint am Werk, die religiöse Komponente nicht ausgeschlossen, der Künstler im Dialog mit dem Göttlichen.
Einige Zeichnungen und Linolschnitte spielen mit der Grazilität feiner Liniengespinste, aus denen sich mal ein Körper, mal ein Gesicht zu schälen scheint. Auch Titel wie »ruach, Griavathra«, reine Kunstworte, lassen an Vorbilder aus der Informel-Malerei wie den Hagener Emil Schumacher denken.
In anderen Arbeiten treten weibliche Figuren aus dem Dunkel der Farbe ins Licht, ihre zerbrechliche Körperlichkeit ist nur schemenhaft angedeutet, die Konturen spielen mit dem Kontrast weißer Stoff - kraftvolle Farbe. Als kämen sie aus einer Schattenwelt, als wollte Eurydike ihrem Orpheus aus dem Totenreich wieder ins Leben zurück folgen, bleiben die Figuren doch einsam und wirken verloren, blicken aneinander vorbei, um dann plötzlich in einem Bild Farbigkeit zu bekommen und fast als Porträt aus den Farbtönen zu treten.
Felthaus gelingt es, die Magie der Farbe mit der Fragilität der Form in Einklang zu bringen. Geöffnet ist die Ausstellung noch bis zum 22. Oktober sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Artikel vom 07.09.2005