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Ernüchternde Bilanz: wenig Erbauendes am Bau

»Herforder Modell« hinter Erwartungen zurückgeblieben: 13 Ausbildungsplätze in drei Jahren

Von Curd Paetzke (Text und Foto)
Vlotho/Herford (VZ). Das »Herforder Modell« ist einzigartig im Land - doch so richtig erbauend ist es nicht. Seit drei Jahren verfolgen das Wilhelm Normann Berufskolleg (WNB), die Baugewerkeninnung Herford mit den angeschlossenen Baubetrieben und die Baugewerkschaft das Ziel, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Mit 13 ist diese Zahl hinter den Erwartungen zurück geblieben.

Doch ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken oder den Betonmischer im »Bildungszentrum Bau« an der Elverdisser Straße abzustellen, ist die eher ernüchternde Bilanz nicht. »Man darf nicht vergessen«, sagte Gewerkschafts-Bezirkssekretär Bodo Matthey, »dass hier eben 13 neue Ausbildungsplätze entstanden sind, die es sonst nicht gegeben hätte.« Bei einer Bestandsaufnahme des »Herforder Modells« legten WNB-Schulleiter Heinz Wehmeier, WNB-Fachbereichsleiter Reinhard Hokamp sowie die Obermeister Horst Westerwelle und Reinhard Jungk die Zahlen auf den Tisch. 2003/2004 begannen 28 Praktikanten mit der Aussicht, nach erfolgreicher Absolvierung der Maßnahme direkt einen Vertrag für das zweite Ausbildungsjahr der »Stufenausbildung Bau« erwerben zu können.
Zwölf von ihnen stellten sich dem Abschlusstest, acht hielten schließlich den Vertrag in den Händen. 2004/2005 schaffen es von 18 Praktikanten am Ende nur fünf: Nur jeder dritte hatte sich also für einen Vertrag qualifiziert.
Bei der Ursachenforschung redete Horst Westerwelle Klartext: »Die Jugendlichen stellen sich Ýsaubere BerufeÜ mit hohem Verdienst vor und schmeißen bei Belastungen zu schnell die Brocken hin.« Etliche der ehemaligen Schüler, hat Reinhard Hokamp beobachtet, finden sich im nächsten Schuljahr wieder in der berufsbildenden Schule ein, um einen anderen Ausbildungskurs zu belegen. Um diesen Trend zu bekämpfen, soll auf die jungen Leute verstärkt erzieherisch eingewirkt werden, wurde betont. Denn: So unattraktiv ist das so genannte Berufgrundbildungsjahr-Bau (BGJ) gar nicht, weil es hohe Anteile praktischer Ausbildungsabschnitte bei Baufirmen und dem Berufsbildungszentrum Bau gibt.
Ausstattung und Arbeitskleidung werden gestellt, der spätere Beruf kann »vor Ort« kennen gelernt werden (Betriebspraktikum), bei entsprechender Leistung gibt es ein Taschengeld in Höhe von 300 Euro, listete Heinz Wehmeier auf. Auch im Schuljahr 2005 bieten die Beteiligten des »Herforder Modells« das BGJ an. 25 Plätze stehen zur Verfügung. Damit bleibt die Kooperation ihrem Ziel verpflichtet, einen Beitrag zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zu leisten.

Artikel vom 08.09.2005