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Zeichnerin mit dem
Körper und der Kamera

MARTa-Kapelle: Videoarbeiten von Rebekka Schulte


Herford (sb). »Die Atmosphäre der Videos entfaltet sich am besten in den Abendstunden.« Diesen Tipp gibt Rebekka Schulte allen Betrachtern ihrer Installation »Die Linie, weil sie meine ist«, die sie bis zum 6. Oktober in der MARTa-Kapelle, Radewiger Straße, zeigt. Die Arbeit besteht aus zwei Filmen, die Schulte in den Jahren 2002 und 2003 aufgenommen hat.
Der erste Film trägt den Titel »Weg fahren - wegfahren« und dokumentiert in Echtzeit Rebekka Schultes tägliche elfminütige Fahrt durch die niederländische Stadt Utrecht, in der sie als Kunststudentin zwei Auslandssemester verbrachte. Das Video, von ihr auf dem Fahrrad in der Abenddämmerung gefilmt, zeigt eine Kameraführung, die ihren persönlichen Blick auf den Weg darstellt und damit eine unsichtbare »Linie« durch Utrecht zeichnet. Dabei gerät die Kamera deutlich ins Schwanken, wenn die Filmerin sie in den Kurven loslassen musste. Auch der Zufall -Êhier eine Feuerwerksexplosion am Rande - spielt eine Rolle. Wie Kuratorin Veronique Souben zur Eröffnung erklärte, zeige sich hier deutlich die Verbindung zu den freien zeichnerischen Arbeiten der Absolventin der Fachhochschule Bielefeld.
Die gebürtige Soesterin versteht das zweite Video, »von mir aus«, als eine Art Selbst-Experiment: »Ich überlegte mir, wie es sich auf mich auswirken könnte, wenn der Alltag mich so erdrückte und verwirrte, dass ich immer aggressiver und wütender würde«, erklärt sie. »Zu was wäre ich fähig?« Drei Monate lang filmte sie mit einer Super-8-Kamera ihre Mimik.
Die Verbindung zwischen den Filmen sei folgende: »Die Linie, die ich in »Weg fahren - wegfahren« durch meine Umwelt ziehe, führt in »von mir aus« zu mir zurück, zeigt, wie meine Umgebung auf mich wirken kann.«

Artikel vom 08.09.2005