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»Wir wurden unter Wert geschlagen«

Interview mit Frantisek Straka

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Sieglos und nur einen Punkt auf dem Konto - LR Ahlen, am Sonntag (Anstoß: 15 Uhr, Hermann Löns-Stadion) Gast des SC Paderborn 07, steht nach drei Spieltagen in der zweiten Fußball-Bundesliga wieder dort, wo der Klub seit Jahren herumdümpelt: im Tabellenkeller. Dabei sollte unter Retter Frantisek Straka alles besser werden. Der Tscheche führte den Rivalen aus Westfalen im Mai zum Klassenerhalt und peilte vor der Saison einen einstelligen Tabellenplatz an. »Dabei bleibt es auch«, sagt der 47-Jährige im Interview mit dieser Zeitung.

Drei Spiele, sechs Punkte und gemeinsam mit Dynamo Dresden auf Platz drei - sind Sie überrascht vom Neuling Paderborn?Straka: Nein. Sehen Sie, der SC Paderborn ist ja nicht der einzige Aufsteiger, der für Überraschungen sorgt. Mit Siegen, Braunschweig und Offenbach haben auch die drei anderen Neulinge bereits sechs Punkte geholt. Das ist auch nicht außergewöhnlich. Wie stark die vier wirklich sind, wird der Saisonverlauf zeigen. Was verwundert, ist, dass alle vier in dieser jungen Saison bereits ein ganz dickes Ausrufezeichen gesetzt haben. So wie Paderborns 2:1-Sieg in Cottbus, da werden in dieser Saison nicht viele Mannschaften gewinnen.

Wie oft haben Sie den SCP beobachtet?Straka: Ich persönlich gar nicht. Aber wir haben mehrere Scouts beschäftigt, so dass mir von allen vier Pflichtspielen des SC Paderborn Informationen vorliegen.

Was haben Ihre Informanten denn berichtet?Straka: Sie haben eine sehr kompakt stehende und taktisch sehr diszipliniert spielende Mannschaft gesehen. Paderborn ist ein Aufsteiger, der mit viel Elan und Euphorie völlig unbekümmert aufspielt. Genau das macht diese Mannschaft zurzeit so gefährlich.

Paderborn kontra LR Ahlen ist ein Westfalenderby, auch für Sie ein ganz besonderes Spiel?Straka: Nein, das ist ein Zweitligaspiel wie jedes andere auch. Für die Fans wird das schon eine Rolle spielen und ich glaube, es werden uns auch eine ganze Menge begleiten, denn so nah haben es unsere Anhänger nur selten.

Ihr Team steht noch sieglos auf einem Abstiegsplatz und ist im DFB-Pokal am Regionalligisten Rot-Weiß Erfurt gescheitert.Straka: Wir hatten unsere Probleme und sind dafür hart bestraft worden. Aber wir sind auch unter Wert geschlagen worden. Wir waren gegen Bochum, im Pokal gegen Erfurt auch auch gegen 1860 München besser, haben phasenweise tollen Fußball geboten, sind aber leider nur mit einem Punkt belohnt worden.

Ihr Saisonziel hieß diesmal sogar einstelliger Tabellenplatz, halten Sie daran fest?Straka: Natürlich. Wie gesagt, wir sind unter Wert geschlagen worden, wollen jetzt am Sonntag Versäumtes nachholen und den ersten Sieg einfahren. Den Paderborner gönne ich, wie jedem Neuling, den Klassenerhalt, aber die drei Punkte brauchen wir. Gelingt das, sind wir wieder voll im Soll.

Sie haben Sparta Prag 2004 zur Meisterschaft geführt und in der Champions-League gespielt, im Frühjahr den LR Ahlen am letzten Spieltag vor dem Abstieg gerettet. Was zählt für Sie persönlich mehr?Straka: Meisterschaft und Abstiegskampf kann man nicht miteinander vergleichen. Die nervliche Anspannung ist im Abstiegskampf allerdings ungleich höher. Hier geht es um Existenzen, um Arbeitsplätze, hier steht vielleicht sogar die Zukunft des Vereins auf dem Spiel. Klar, als Spieler oder Trainer will man immer Titel holen, aber da wird niemand arbeitslos, wenn es nicht klappt.

Artikel vom 08.09.2005