12.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Ich will wieder
in die erste Liga«

Antonio Di Salvo wird Vater und heiratet

Von Matthias Reichstein
Bad Lippspringe (WV). »Hier, im Freibad nebenan, habe ich Schwimmen gelernt, im Kurwaldstadion, habe ich zum ersten Mal in einer Mannschaft Fußball gespielt.« Bei Antonio Di Salvo werden Erinnerungen wach. Bad Lippspringes bekanntester Italiener statteten seinem Heimatort einen Blitz-Besuch ab. Allerdings nur dienstlich. Im »Vital Hotel« bereitete er sich mit Hansa Rostock auf die Auswärtsaufgabe beim VfL Bochum vor.

Im fünften Jahr stürmt der Antonio Di Salvo bereits an der Ostsee, hat mit Friedhelm Funkel, Armin Veh, Juri Schlünz, Jörg Berger und jetzt Frank Pagelsdorf fünf Trainer erlebt, ist nach exakt 100 Bundesligaspielen (17 Tore) im Sommer aus der ersten Liga abgestiegen und jetzt das: drei Spiele, drei Niederlagen und mit null Punkten ganz weit unten - der Aufstiegsfavorit befindet sich im freien Fall. »Den werden wir aber am Montag stoppen«, ist sich der 26-Jährige sicher. Beim VfL habe man immer gut ausgesehen, außerdem gibt das letzte Meisterschaftsspiel Hoffnung. Das verloren die Mecklenburger gegen Neuling Eintracht Braunschweig (2:3) zwar auch, aus Di Salvos Sicht aber unglücklich: »Daran müssen wir anknüpfen, von Spiel zu Spiel denken und uns dann wieder mit unserem Saisonziel beschäftigen.«
Das heißt noch immer sofortiger Wiederaufstieg, das dann folgende Spiel bedeutet dagegen einen weiteren Blick zurück. Der SC Paderborn 07 ist am Sonntag zu Gast, der Klub, bei dem Di Salvo acht Jahre spielte und der ihn zum Profifußballer ausbildete: »Das ist mein erstes Pflichtspiel gegen Paderborn und es wird wohl ein komisches Gefühl sein, wenn mir plötzlich elf Spieler im Finke-Trikot gegenüber stehen.«
Mit Thorsten Becker und Stephan Maaß gibt es nur noch zwei Aktive im aktuellen Kader, mit denen Di Salvo in einer Mannschaft spielte, die Bindungen zum SCP sind aber noch immer fest. Denn der Sportliche Leiter heißt Günther Rybarczyk, ist gleichzeitig sein Berater und kommender Schwiegervater. »Kerstin und ich werden noch in diesem Jahr heiraten«, verrät Di Salvo. Der Grund ist längst kein Geheimnis mehr und ein freudiges Ereignis dazu. Die beiden sind ab Januar 2006 zu dritt. »Es ist ein Wunschkind und wir wissen schon, was es wird, verraten es aber nicht«, sagt der werdende Papa nicht ohne stolz.
2006 wird im Hause Di Salvo zwölf Monate der großen Veränderungen bringen. Die Familie wird definitiv größer, außerdem könnte der Arbeitsplatz ein anderer werden. Nach fünf Jahren läuft der Vertrag bei Hansa im Sommer aus. Bereits vor vier Monaten meldeten sich drei Erstligisten, konnten sich aber mit Hansa nicht über die Höhe der Ablöse einigen. In weiteren acht Monaten gibtÕs Antonio Di Salvo zum Nulltarif. Auch wenn er betont, dass eine Verlängerung nicht ausgeschlossen ist: »Ich lasse es auf mich zukommen, aber natürlich will ich wieder in der 1. Liga spielen.«
Eine klare Aussage, die gleichzeitig auch eine Absage an alle Spekulationen, die den SC Paderborn 07 betreffen. Zumindest kurzfristig, obwohl der Torjäger von der Entwicklung positiv überrascht ist. »Neue Mannschaft, neuer Trainer, neues Stadion. Paderborn wagt viel und beweist, dass man im Profifußball mithalten will und auch kann.«
Das gilt es sportlich im Ostseestadion zu belegen. Zumal diese Arena für Neulinge ein besonders gutes Pflaster zu sein scheint. Mit den Offenbacher Kickers und eben Braunschweig machten schon zwei Aufsteiger vor, wie man die Hansa-Kogge in der Ostsee versenkt. Allerdings werden es die Paderborner ungleich schwerer haben. Zum einen ist Rostock gewarnt, zum anderen beobachtete gestern der komplette Hansa-Kader den SCP im Derby gegen Ahlen.

Artikel vom 12.09.2005