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»Priärge« auf Platt

Gut besucht: Gottesdienst auf dem Museumshof

Rahden (dau). Gute Tradition ist es mittlerweile im Museumshof Rahden, dass dort die Gottesdienste in Plattdeutscher Sprache gefeiert werden. Am Sonntag war dieser Gottesdienst allerdings eingebunden in das Programm der »Aktionstage Minden-Lübbecker Platt« im Rahmen des Kreisheimattages.
Bei strahlendem Sonnenschein fand die Veranstaltung bei den Besuchern eine gute Resonanz und sehr großen Andrang. Der Kreisheimattag verfolgt dieses Jahr die Absicht, die plattdeutschen Dialekte der Dörfer zu Gehör zu bringen und die Möglichkeit zum Vergleich anzubieten. Oft unterscheidet sich »Platt« nur in der Betonung oder den Vokalen.
Ab 10 Uhr konnte man an diesem Tag die plattdeutsche Sprache beim Gottesdienst hören. Die Predigt wurde von Pfarrerin Elfriede Siemens aus Bad Essen in ostfriesischem Platt gehalten. Musikalische Unterstützung fand der Gottesdienst durch den Posaunenchor der Kirchengemeinde Rahden, der von Uwe Kolbus dirigiert wurde.
Die Kinder des DRK-Kindergartens Wehe trugen ein Lied auf Plattdeutsch vor. »Traditionell gibt es den Gottesdienst seit 30 Jahren«, erzählt Museumshof-Leiterin Magdalene Kottenbrink. »Die Initiatoren dieser Veranstaltung gehörten früher dem ehemaligen Heimatverein Rahden an und organisierten den Morgen in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde«. Es sei schwierig, so die Museumshofleiterin, noch Pastoren oder Pastorinnen zu finden, die Platt sprechen können. Im Rahdener Raum gebe es aber immer noch sehr viele Menschen, die sich mit der Sprache identifizierten.
Nach dem Gottesdienst gab es für alle Teilnehmer die Möglichkeit, Eintopf nach altem Rezept (»Birnen-Bohnen-Speck«) zu probieren. Dieser Eintopf ist ein altes Bauerngericht. Nach der ersten Ernte von Sommerbirnen und grünen Bohnen wurde dieses Rezept in alten Zeiten gern zubereitet.
»Das Original-Rezept kann man auch im Landfrauen-Kochbuch nachlesen«, erklärt Magdalene Kottenbrink weiter.
Gegen Mittag bot die Puppenbühne des Heimatvereins Varl ein nachdenkliches Puppenspiel an. Das Stück »Herr von Ribbeck un de Birnen«, welches auf dem Gedicht Theodor Fontanes »Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland« basiert, beschäftigt sich unter anderem mit den Themen »Geben und Nehmen« und »Großzügigkeit und Geiz«.
Das Rahmenprogramm am Nachmittag bestand nicht nur aus einer Kaffeetafel mit selbstgebackenem Kuchen aus dem historischen Backofen. Man konnte auch den Spinnerinnen bei ihrer Arbeit zusehen, sich am Tabakfädeln versuchen, eine Führung durch das Gelände des Museumshofs in Anspruch nehmen oder beim Weißsticken im »Lütken Hus« zuschauen. Zusätzlich wurde die Rossmühle stündlich in Betrieb genommen, um zu zeigen, wie früher Getreide gemahlen wurde.

Artikel vom 06.09.2005