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Zehntausende machten Nacht zum Tag

Recht und Ordnung mit »Null Toleranz« beim 436. Blasheimer Markt durchgesetzt

Lübbecke (wm). Das Volksfest Blasheimer Markt gehört zu den guten Veranstaltungen in der Bundesrepublik und ist für die Beschicker - gemeinsam mit dem Paderborner Libori-Fest - trotz schwieriger gewordener Bedingungen nach wie vor attraktiv. Diese Bilanz zogen Schausteller gestern wenige Stunden, bevor der 436. Markt vor den Lübbecker Toren endete. Rund 400 000 Besucher, so eine vorsichtige Schätzung, dürften das Fest an vier Tagen wieder besucht haben.

Die Zusammenarbeit aller Ordnungs- und Hilfskräfte habe sich bewährt, so die übereinstimmende Einschätzung. Allerdings scheint sich das Besucherinteresse zu verschieben. War früher schon tagsüber dank vieler Familien viel los, so ist dieser Gruppe kleiner geworden, meinte Rolf Kleffmann, bei der Stadt Lübbecke als Marktmeister für die Organisation verantwortlich. Dafür habe es in den Nächten »gebrummt«. Gänge und Zelte waren rappelvoll, die Bands leisteten bei hochsommerlichen Temperaturen Schweiß treibende Schwerstarbeit auf den Bühnen in den drei großen Festzelten.
Der Flüssigkeitsverlust musste natürlich ausgeglichen werden. Getränke aller Art flossen daher in Strömen, die Stimmung war an allen Tagen schnell auf dem Siedepunkt - und hielt sich da auch über Stunden dank der Besucher aller Altersgruppen, die beim Blasheimer Markt richtig Party machten.
Vor der Presse bezeichnete Jan von Zütphen, Leiter einer Polizei-Dienstgruppe, die Einsätze von Art und Umfang her als »normal«. Bis Sonntagmorgen hätten die Ordnungskräfte 69-mal eingreifen müssen. Dabei seien 22 Personen in Gewahrsam genommen worden -Êin erster Linie wegen Schlägereien und durch Nichtbefolgen von Platzverweisen. Das seien lediglich zwei mehr gewesen als vor Jahresfrist.
24 Platzverweise seien ausgesprochen worden, und man habe elf Anzeigen u.a. wegen Diebstahls, Sachbeschädigung und Körperverletzung erstattet. Das Konzept, gerade auch in den Nachtstunden Sicherheit und Ordnung mit Hilfe einer Polizei-Einsatz-Hundertschaft aus Bielefeld aufrecht zu erhalten, habe sich wieder voll bewährt. Jan von Zütphen: »Null Toleranz zieht gut und beeindruckt auch Besucher, die gern einmal Streit suchen.«
Übereinstimmend wurden die Wirte gelobt, die sich weitgehend an die Sperrstunden gehalten hätten. Kleffmann: »Einzelne mussten in der Nacht zu Freitag zwar daran erinnert werden - aber dann klappte es.« Einzelne besonders Durstige wollten sich zwar noch selbst bedienen, doch war dieses Problem schnell gelöst. Besonders gelobt wurde die Araltankstelle Brachmann, die nach der Sperrstunde ebenfalls geschlossen hatte. Damit war eine in der Vergangenheit stark frequentierte »Alkoholquelle« versiegt . . .
Aufgeklärt werden konnte nach mehr als einem Jahr ein Fall von Produktpiraterie. Die Polizei beschlagnahmte nach Hinweisen rund 500 Stofftiere im Wert von mehr als 10 000 Euro - erstklassige Fälschungen, wie mitgeteilt wurde. Sie wurden beim Betreiber eines Spielstandes gefunden, bei dem man sein Glück ferngesteuert mit einem Greifarm in einem Glaskasten suchen kann.
Beziehungsstress hatte ein 32-Jähriger so intensiv mit Alkohol »bekämpft«, dass er letztlich im Hause eines Nachbarn zusammenbrach. Polizei und Sanitäter wurden gerufen, der Mann ins Krankenhaus gebracht. Hier stellte man den »stolzen« Blutalkoholgehalt von 4,7 Promille fest - und musste den durstigen Besucher sogar noch »fixieren«, als er wieder zu Bewusstsein kam und zu randalieren begann.

Artikel vom 05.09.2005