02.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kunstvoller »Mantel« für eine alte Lerche

Schweizer Beat Breitenstein schafft in Nieheim neues Werk

Von Harald Iding
Nieheim (WB). Beat Breitenstein, ein lebensbejahender Künstler aus Bern, beherrscht das »Schneider-Handwerk« wie kein anderer. Nur sein »Mantel« ist so ungewöhnlich und einzigartig auf der Welt, dass man gleich ins Schwärmen kommt, wenn er zur »Anprobe« einlädt.

Das WESTFALEN-BLATT hatte gestern die Gelegenheit, dem Meister in seiner »grünen Werkstatt« über die Schulter zu schauen. Sein Arbeitsraum ist zur Zeit nämlich die »Lehmkuhle« -Êder beliebte Erholungs- und Erlebnispark des Heilklimatischen Kurortes Nieheim. Breitenstein ist international bekannt, oft in Deutschland unterwegs und ein ausgesprochener Holzfreund.
»Mit dem Material Stein kann ich halt nicht so viel anfangen, es ist zehntausende Jahre alt. Aber ein Baum von 200 Jahren, der hat eine für Menschen nachvollziehbare Geschichte«, betont er.
In Nieheim, wo heute am Nachmittag mit einer Baumpflanzung der Auftakt für die neue Ginkgo-Allee und die Eröffnung der Holztage im Beisein vieler prominenter Gäste erfolgt, entsteht eine Installation, die es in sich hat -Êund rund sechs Meter hoch sein wird.
Gestern war der 51-jährige Schweizer damit beschäftigt, die mit einer Kettensäge von ihm vorweg passend geschnittenen Holzstäbe wie einen Faden zu einem großen »Mantel« zu kreieren. »Aus dem abgeschlagenen, daher für mich eher totem Holz, entsteht im Zusammenwirken mit dem lebenden Baum eine Art Schutz -Êso wie ein Mantel Schutz vor äußeren Einflüssen bietet. Und das alte Holz wird zu neuem Leben erweckt«.
Breitenstein hat mit seinem Werk etwas zu sagen, es stimmt einen nachdenklich. Dabei lässt er die örtlichen Begebenheiten bewusst auf sich wirken. »Ich habe einige Tage hier in Nieheim verbracht, bis ich den passenden Ort für die Installation gefunden habe. Das ganze Ambiente spricht mich an, bringt mich zu den Antworten, die ich suche!«
Bäume begleiten und faszinieren Breitenstein seit seiner Kindheit. Vorwiegend sind es die stattlichen hundertjährigen Eichen, die seine Aufmerksamkeit haben. Der gestalterische Prozess vom Baum zum Werk entfaltet sich bei ihm in aller Ruhe. Bis er zur Säge greift, um eine Installationen entstehen zu lassen, vergeht viel Zeit -Êgerade darin liegt die Kraft und am Ende die Schönheit seiner Werke.
»Dass ich hier in Nieheim zu den Holztagen einen künstlerischen Beitrag leisten darf, stimmt mich sehr glücklich. Hier ist die Kunst ja ein wichtiges Element im Leben der Menschen«, stellt Breitenstein gegenüber dieser Zeitung heraus.
Das werde auch an dem hervorragenden »Nieheimer Kunstpfad« mit dem faszinierenden »Verlobungsring« oder der gewaltigen »Windwiege« deutlich. »Es ist bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich hier in Nieheim Halt gemacht habe«, lächelt Breitenstein. Einige Minuten später greift er zu einem saftigen Apfel und lehnt sich gegen an einen der benachbarten Bäume, um die Entwicklung seiner Installation aus der Distanz zu bewerten.
Dieser »kunstvolle Mantel« für eine alte Lerche wird am Festwochenende sicher viel Aufmerksamkeit ernten und mit dazu beitragen, dass zahlreiche Menschen in den Kurort kommen, um die Welt des Holzes und des Waldes neu zu entdecken. Breitensteins Installation aus Eichenholz wird als weiteres Objekt den »Holzskulpturenpfad Nieheims« bereichern. »Inzwischen sind schon mehrere eindrucksvolle Kreationen in Nieheims Stadtbild aufgenommen worden. Der Skulpturenpfad kann auch auf eigene Faust erkundet werden«, so Mitarbeiterin Walburga Pollmann (Tourismusbüro). Ein weiterer Höhepunkt der »4. Nieheimer Holztage« wird am Samstagabend das große Spektakel (Feuerkunst) sein, das bei freiem Eintritt ebenfalls in der »Lehmkuhle« veranstaltet wird.

Artikel vom 02.09.2005