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Siegessäule
zur Erinnerung

Zweiter Teil der Denkmal-Serie

Von Richard Sautmann
Versmold (WB). »Krieg und Frieden« lautet das Motto am »Tag des offenen Denkmals«, der bundesweit am Sonntag, 11. September stattfindet. Auch in Versmold gibt es viele Zeugnisse für Krieg und Frieden über 200 Jahre hinweg. Stadtarchivar Dr. Richard Sautmann stellt in einer kleinen Serie sechs Monumente vor, die im Rahmen eines Spaziergangs gut zu erreichen sind - nicht nur am Tag des offenen Denkmals. Heute: Die Siegessäule vor der Petri-Kirche.
Die Siegessäule vor der Petri-Kirche erinnert an die Opfer, die in drei Kriegen gefallen sind. Foto: WB
Volksfeststimmung herrschte in Versmold bei der Einweihung des Kriegerdenkmals vor der Petrikirche am 15. November des Jahres 1876. Drei Kriegen, geführt in den Jahren 1864, 1866 und 1870/71, sollte auch in Versmold dauerhaft erinnert werden und zwar mit einer Adlerbekrönten Siegessäule. Dabei war insbesondere der 1866 gegen Österreich und Hannover geführte Krieg in Versmold nicht allzu populär.
Bezeugt ist, dass die Bevölkerung eher in gedrückter Stimmung war, vor allem, weil man den Beweggrund für den Krieg gegen die nördlichen Nachbarn nicht verstand. Zugleich ist aber auch Kriegsjubel nachgewiesen worden, vor allem - was nachvollziehbar ist - nach Siegesmeldungen unter der Schuljugend. Der Kriegsausbruch 1870 fand wiederum eine durchaus gehobene Kriegsstimmung in Versmold, ging es doch gegen Frankreich, den so genannten »Erbfeind« seit napoleonischer Zeit. Allzu teuer wurden alle drei Kriege nicht, sowohl materiell als auch an Leib und Leben. Zwei Opfer wurden 1864 beklagt, zwei weitere 1866 und nochmals elf im Krieg von 1870/71. Dagegen sollte allein der Erste Weltkrieg mehr als 300 Opfer fordern.
Im Ergebnis brachte der Sieg gegen Frankreich die unter preußischer Vorherrschaft stehende Reichseinigung; das Deutsche Reich entstand, ein obrigkeitlicher Staat mit dem preußischen Ministerpräsidenten als Reichskanzler und dem preußischen König als deutschem Kaiser. Es repräsentierte die Erfüllung konservativ-bürgerlicher Wünsche nach einem deutschen Vaterland, das bereits seit den Befreiungskriegen sehnlichst gewünscht worden war.
Bald war es auch im Ravensberger Land nicht mehr vorstellbar, die auf den Schlachtfeldern errungenen Erfolge, die durch die Einigungskriege erlangte nationale Einheit, ohne ein Zeichen stolzen Gedenkens zu erinnern. Nationalismus und Militarismus kamen zusammen, um ein Denkmal der Kriegsverherrlichung zu schaffen, mit dem sich vor allem eine Aussage verband - die nämlich, dass es »süß und ehrenvoll« sei, für das Vaterland zu sterben. Erst die Materialschlachten des Ersten Weltkrieges (1914-1918) sollten zeigen, wie grauenvoll der Tod im Kriege wirklich war.

Artikel vom 06.09.2005