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Zwei Freunde als Gegner

Derby-Fieber: SVEW-Torjäger Steven Jones.

David Mespe hofft auf ein Wunder - und freut sich auf Steven Jones

Alexander Grohmann
Bad Oeynhausen (WB). David Mespe hat kein gutes Gefühl. »Es muss schon ein Wunder passieren.« Der kreative Kopf des FC Bad Oeynhausen sieht kaum Chancen auf einen Einsatz am Sonntag. Dabei wäre Mespe so gerne dabei: Es geht gegen Ex-Klub SV Enger-Westerenger - und seinen Freund Steven Jones.

»Wir sind schon seit Ewigkeiten miteinander befreundet, kennen uns seit frühester Kindheit«, erzählt Mespe. Genauso wie Jones ist er in Minden aufgewachsen, beide leben mittlerweile wieder in der Stadt an der Weser. Ihre Fußballer-Wege kreuzten sich erst in späteren Jahren wieder - zunächst beim FC Gütersloh, dann beim SV Enger-Westerenger. Auch Jones fiebert dem direkten Verbandsliga-Duell entgegen. Dafür ließ er sogar die Arminia links liegen. Im »Schaukampf« gegen den Bundesligisten spielte der Stürmer am Mittwoch nur 45 Minuten. »Das war so abgesprochen, ich wollte mich schonen.«
90 Minuten stehen bevor, die beiden schon seit Wochen im Kopf herum schwirren. Obwohl sich für Mespe - seit einigen Monaten ist der 27-Jährige stolzer Vater einer Tochter - die Prioritäten etwas verschoben haben, steht fest: Nur schweren Herzens würde er das Spiel von der Bank aus verfolgen. Auch weil er sich gern an seine Zeit in Enger erinnert: »Dort hatte ich drei schöne Jahre.« Der Erfolg stimmte: Zwei Mal wurde der SVEW in dieser Zeit Zweiter, ein Mal Dritter in der Verbandsliga. »Wir hatten einen Riesen-Zusammenhalt in der Truppe«, erinnert sich Mespe, den Bandscheiben-Probleme und eine Fuß-OP zurück warfen, der aber immer wieder den Weg in die Stammelf zurück fand. Im Sommer 2004 führte ihn sein Weg dann zum FCO -Êheraus sprang der Verbandsliga-Aufstieg.
Nach einer nahezu verletzungsfreien Saison hat der torgefährliche Offensivmann jetzt wieder Probleme: Anhaltende Knieschmerzen machen Mespe zu schaffen. Selbst eine Operation stand im Raum. Eine Horrorvision für den Akteur, der in diesem Fall in sich gehen würde. »Schon möglich, dass ich dann die Schuhe an den Nagel hängen würde.« Zum Glück gab es unter der Woche bei einer weiteren Untersuchung Entwarnung: »Es ist nichts kaputt«, atmet Mespe erleichtert auf. Die Schmerzen rühren offenbar von einer Entzündung des Sehnen-Ansatzes am Knie - Karriere nicht in Gefahr.
Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Bis Sonntag wird es ganz, ganz eng. »Ich habe Trainingsverbot bekommen«, soll Mespe kürzer treten. Das Sport-Verbot hebt er heute eigenmächtig auf: Im Abschlusstraining will er herausfinden, ob ein Einsatz am Sonntag Sinn macht. »Mit fast 28 Jahren weiß ich langsam, wie ich mit meinem Körper umgehen muss. Ich will es nicht schlimmer machen.« Spürt er den alten Schmerz, steht die Entscheidung, dann fügt er sich in sein Zuschauer-Schicksal. Denn: »50 Prozent bringen mich nicht weiter.«
Das wäre bitter für ihn -Êund schade für Jones. Mespe schätzt seinen Kicker-Kumpel auch wegen dessen Leistungen auf dem Platz: »Er ist beim SVEW eine Institution.« 18 Tore in der vorigen Spielzeit - Jones ist Engers Anführer. Mespe hatte den Angreifer vor der Saison beim FCO als Neuzugang ins Spiel gebracht, auch der Engeraner hatte großes Interesse signalisiert. Der Transfer kam bekanntlich nicht zustande. Hoffentlich rächt sich diese Entscheidung am Sonntag nicht: Jones würde nur zu gerne das Siegtor schießen. So weit geht die Freundschaft mit Mespe dann nämlich doch nicht.

Artikel vom 02.09.2005