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Ein Erwachen im Frühling

Projekt der Deutsch-Leistungskurse des Gymnasiums

Rahden (WB). Ein Projekt der Öffentlichkeit vorzustellen, gehört zu den Aufgaben eines Leistungskurses im Fach Deutsch.

35 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 des Gymnasiums haben Szenen eines Theaterstückes einstudiert und - da es sich um zwei Leistungskurse handelt - in zwei Erzählstränge unterteilt. »Frühlings Erwachen« wurde von Autor Frank Wedekind mit dem Untertitel »Eine Kindertragödie« versehen. Kinder? Tragödie? Heute würde man von Jugendlichen, Pubertierenden sprechen, deren erwachende frühlingshafte Gefühle von der bürgerlichen Moral der Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts erstickt wurden. Tragödie schon, aber von Wedekind mit Humor, gewürzt. Mit Ironie und Groteske wollte Wedekind 1891 die verknöcherte sittliche Weltordnung demaskieren, diese reagierte mit dem Verbot des Stückes, das erst 15 Jahre später zur Uraufführung kam.
Wendla Bergmann - naiv und unaufgeklärt - wird schwanger von Melchior Gabor, ihre Mutter - bieder und hilflos - weiß nichts Besseres als eine Kurpfuscherin mit der Abtreibung zu betrauen. Das Mädchen stirbt und findet ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in der Nähe von Moritz Stiefel, Melchiors bestem Freund. Moritz beging Selbstmord, weil er mit seinen schulischen Leistungen den Erwartungen seiner Eltern nicht gerecht wurde. Melchior, der von Lehrern für den Selbstmord verantwortlich gemacht wird, ist der einzige aufgeklärte Schüler des Stückes, der aber - von den Erwachsenen verlassen - in eine Erziehungsanstalt geschickt wird. In der Schlussszene weist Wedekind ihm in der Gestalt des vermummten Herrn den Weg ins Leben, in die Zukunft. »Ich glaube, dass das Stück um so ergreifender wirkt, je harmloser, je sonniger, je lachender es gespielt wird«, sagte Wedekind 1907). Mit diesem Auftrag haben sich die Leistungskurse kritisch auseinander gesetzt und präsentieren ihr Ergebnis am Freitag, 9. September, von 19.30 Uhr an in der Aula des Gymnasiums . Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

Artikel vom 02.09.2005