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Fünf Fragen an . . .

Theresa Janzen (Union Halle)

Es war ein Comeback, das beinahe an einen Triumph erinnerte. Mit neun Treffern führte Theresa Janzen Handball-Oberligist Union Halle zum überraschenden Sieg in Hahlen. Die 27-jährige Zahnärztin aus Versmold ist erst diesen Sommer wieder aufs Parkett zurückgekehrt, nachdem sie in Berlin und Remscheid studiert und zwischenzeitlich drei Jahre für Friedenau in der Berlin-Brandenburg-Liga (Oberliga) gespielt hatte. WB-Redakteur Hans-Heinrich Sellmann sprach mit der Rückkehrerin.
Das erste Heimspiel für Halle seit sieben Jahren steht auf dem Programm. Ist so eine erfahrene Spielerin wie du eigentlich noch nervös?Theresa Janzen: Ja klar! Die meisten Leute kennen mich ja noch, und die Mitspielerinnen sind stellenweise auch noch dieselben. Die möchte ich natürlich nicht enttäuschen. Aber wenn's so weitergeht wie letzte Woche, wäre ich natürlich nicht nervös. Es hat mich schon etwas überrascht, dass es gleich im ersten Spiel so gut lief.

Wie hast du dich an der »neuen-alten« Wirkungsstätte zurechtgefunden, wie klappt's mit den Mitspielerinnen?Theresa Janzen: Super. Ich habe selten in einer so entspannten, tollen Mannschaft gespielt. Da gibt es überhaupt keine Querelen. Im Trainingslager konnte die Zimmerbelegung problemlos ausgelost werden, weil jede mit jeder gut kann. Mit den »alten« Spielerinnen Sandra Huck, Nicola Pape und Edda Sommer war's wie früher. Nur Sandra heißt jetzt anders. Bei den anderen Spielerinnen merkt man kaum, dass sie jünger sind. Die übernehmen alle Verantwortung und sind top motiviert.

Welches Potenzial steckt in der Mannschaft, was ist in dieser Saison möglich?Theresa Janzen: Kann ich momentan noch schlecht beurteilen, weil ich die Gegner nicht so gut kenne. Von Hahlen hatte ich gehört, dass die sich verstärkt haben. Und da haben wir im Vergleich zur letzten Saison ja schon mal ganz gut ausgesehen. Wenn wir immer eine geschlossene Mannschaftsleistung abrufen können, sollte ein Platz im oberen Mittelfeld möglich sein - mit Tendenz nach oben. Der Zusammenhalt und das gute Tempospiel sind unsere Pluspunkte. In der Abwehr gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Wie hast du dich in den vergangenen Jahren verändert? Welche Erfahrungen bringst du aus der Großstadt mit?Theresa Janzen: Ich bin älter geworden. Im Ernst: Mein Verantwortungsbewusstsein hat sich im normalen Maß vergrößert, aber eigentlich bin ich dieselbe geblieben. Die Großstadt hat mich geprägt, aber nicht verändert. Berlin war die richtige Stadt zum richtigen Zeitpunkt. Sportlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass es einer Mannschaft unheimlich hilft, wenn Leute hinter ihr stehen: Fans, Familien, Manager, Betreuer, Sponsoren. In Berlin gibt's in der Oberliga keine Sponsoren. Da musst du gelegentlich die Trikots selbst kaufen oder selbst bei Firmen anfragen, ob die ein paar Euro für deine Mannschaft haben. Und wenn meine Eltern oder Freunde zu Besuch waren, hatten wir gleich das Doppelte an Zuschauern. In solchen Ligen hat der Sport dort einfach keine Bedeutung. Da steht auch nichts in den Zeitungen.

Deine Rückkehr nach Ostwestfalen: Lust oder Frust?Theresa Janzen: Lust! Ich habe über die Jahre gemerkt, dass es mir hier sehr gut gefällt. Zugegeben, die Trennung von Berlin war wegen meiner Freunde nicht so einfach. Aber die letzte Station war eben Remscheid. Die Stadt ist brutal hässlich, und da konnte es nur besser werden. Insgesamt hat es mich nirgendwo so gefesselt, dass ich gesagt hätte, ich gehe nicht nach Versmold zurück. Natürlich spielt auch der Beruf eine große Rolle. Ich will in die Praxis meines Vaters einsteigen.

Artikel vom 08.09.2006