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Fünf Fragen an . . .

Marco Schech (Jugendleiter TSV Amshausen)

Gleich vier A-Jugendliche des TSV Amshausen haben im Vorfeld der Saison den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. Diese erfreuliche Entwicklung wurde in den vergangenen Tagen von einer anderen Nachricht getrübt. In der kommenden Saison schickt der TSV weder eine A- noch eine B-Jugend ins Rennen. Im Gespräch mit WB-Sportredakteur Stephan Arend beleuchtet Amshausens Fußball-Jugendleiter Marco Schech die Situation beim TSV.
Wie kann es sein, dass eine erfolgreiche A-Jugend, die in der Kreisliga A spielt, von heute auf morgen nicht mehr existiert?Marco Schech: Dass eine fast komplette Mannschaft nach Hesseln wechselt, um dort eine Klasse tiefer anzutreten, war völlig überraschend und ein Schlag ins Gesicht.
Was waren die Gründe der Spieler. Wollten sie mit dem neuen Coach Hassan Akpinar nicht zusammen arbeiten?Marco Schech: Mir gegenüber sind nie konkrete Gründe genannt worden. Man kann da nur spekulieren. Wir glauben aber nicht, dass es am Trainer lag. Fakt ist, dass der neue Trainer und ich sechs Stunden mit den Jungs zusammengesessen haben. Wir haben ihnen die Vorzüge des TSV Amshausen aufgezeigt. Schließlich haben zuletzt vier A-Jugendspieler den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. Und auch in der Reserve sind die Nachwuchsspieler gut integriert - und dies schon mehrere Jahre. Wir haben dann neue Spieler angesprochen, die auch zugesagt haben. Ihre Verpflichtung scheiterte aber daran, dass die abgebenden Vereine keine Freigaben erteilten bzw. Ablösesummen gefordert haben.
Auch eine B-Jugend konnte nicht gemeldet werden. Hätte man nicht wenigstens die restlichen Spieler der »B« und »A« zu einer A-Jugend-Mannschaft zusammenführen können?Marco Schech: Zwei B-Jugendliche sind nach Halle gewechselt, um höher zu spielen. Auch einige andere gingen, es kam zu einem Domino-Effekt. Insgesamt blieben für die »A« und »B« 15 Spieler übrig, sieben von denen sind gerade aus der C-Jugend gekommen. Der Sprung in die A-Jugend wäre zu groß gewesen.
Die B-Jugendlichen trainieren bei uns weiterhin einmal in der Woche. Die Jungs probieren, ihre Freunde zu aktivieren. Sind genug Spieler vorhanden, könnten wir die Mannschaft noch nachmelden. Auf jeden Fall wollen wir mit dem Team Turniere bestreiten.
Dies ist sicherlich nur ein Teil der Schadensbegrenzung. Was unternimmt der Verein noch?Marco Schech: Der Verein muss einen neuen A-Jugend-Trainer finden, mit dessen Hilfe wir für die Saison 2006/2007 eine Mannschaft zusammenbekommen. Die Spieler, die nun nach Hesseln gewechselt sind, haben wir langfristig auch noch nicht abgeschrieben. Sie haben teilweise schon als Minis für den TSV gespielt. Wir müssen sie überzeugen zurückzukommen.
Machst Du Dir selber Vorwürfe oder hast Du schon mal daran gedacht, die Brocken hinzuwerfen?Marco Schech: Die ganze Geschichte nagt schon an mir. Schließlich geht es zum großen Teil um Spieler, die ich zuletzt selbst noch in der B-Jugend trainiert habe. Weil ich beruflich stark eingespannt bin, konnte ich nicht immer das Training leiten und mich vielleicht auch nicht so um die Jungs kümmern, wie ich es eigentlich wollte. Ich habe versucht, einen Trainer-Ersatz für mich zu finden. Doch das scheiterte auch an den Finanzen.
Ich bin jetzt seit sieben Jahren Jugendleiter. Als ich anfing, war der Verein in einer ähnlichen Situation. In der vergangenen Saison hatten wir 16 Jugendteams gemeldet, die A und B spielten in der Kreisliga A. Als wir jetzt diese beiden Teams abgemeldet haben, war ich soweit zu sagen: Ich habe keine Kraft und Lust mehr, noch einmal von vorne anzufangen. Doch ich mache weiter. Es kann allerdings sein, dass nach meinem achten Jahr als Jugendleiter auch einmal andere Leute Verantwortung übernehmen sollten.

Artikel vom 02.09.2005