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Trittin und sein Verhältnis zu Katholiken

Verbindend: Erde gehört nicht uns

Von Manfred Schraven
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Straßenwahlkampf ist wie Klinkenputzen. Und wenn man dann noch mit mangelhaften Noten {Note 5 beim Thema Arbeitsmarkt durch das Institut der Deutschen Wirtschaft) ins Land geschickt wird, ist das doppelt bitter; nicht für Jürgen Trittin, der gestern in Paderborn im Wahlkampf war.

Der bündnisgrüne Umweltminister gilt als »Überzeugungstäter«. Man nimmt ihm ab, dass er auch sagt, was er meint. Und so kam es gestern in der Westernstraße beim Wahlkampfeinsatz von Trittin auch zu fast selbstverständlichen Wünschen, dass viele der rund 100 Zuhörer und Passanten auch persönlich um ein Autogramm des Umweltministers baten. Es waren nicht nur bündnisgrüne Standardwähler.
Er gilt als ein unermüdlicher Verfechter für Sonnen- und Windenergie. Sein Credo sind neue Technologien und Sprit sparende Autos. Ihm eilt aber auch der Ruf voraus, dass er Atomenergie verteufelt und wo er nur kann für aktiven Klimaschutz predigt. Das man dabei nicht gar so falsch liegt, durften gestern diejenigen erfahren, die sich eine Stunde Zeit nahmen, um ihm zuzuhören. Viele nahmen sich die Zeit, sei's, weil ihnen die Ausstrahlung des linken Bündnisgrünen gefiel oder einfach nur, weil ihnen das Vorspiel zusagte: Trittin-grün!
»Wieso kommen Sie ausgerechnet nach Paderborn; hier leben doch nur Katholiken«, habe man ihn gerade gefragt, gab der amtierende Umweltminister zum besten. Trittins knappe Antwort: »Ich lebe mit einer Katholikin zusammen.« Und außerdem sei es doch wohl auch ein Stück katholischer Soziallehre, dass die Erde nicht uns gehört, schmunzelte er im Schatten der Franziskanerkirche.
Eingeholt von den aktuellen Unwetterkatastrophen in Bayern und in New Orleans fiel es Trittin nicht schwer, seinem Kampf gegen Treibhausgase und für einen aktiven Klimaschutz freien Lauf zu lassen. Das alles habe etwas mit dem Handeln des Menschen zu tun. Treibhausgas sei kein Naturereignis. Ohne Häme blickte er nach New Orleans. Hier seien Schäden von mindestens 25 Milliarden Dollar entstanden. Und da solle man sich aktiven Klimaschutz nicht leisten können?
Der bündnisgrüne Mr. Umwelt räumte zudem kurz mit dem »Märchen vom Hamster« auf, in dem der kleine Nager immer wieder als Verhinderer eines Wirtschaftswachstums herhalten müsse. Noch kein einziger Hamster habe je eine Investition beispielsweise von Fotovoltaikanlagen verhindert. Trittin: »Meines Wissens hat ein Hamster bisher nur ein Projekt gestoppt - den Bau eines Golfplatzes«. Und das könne so schlimm ja auch nicht sein.

Artikel vom 01.09.2005