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Seltener Besuch: Störche legen in
Werther einen Zwischenstopp ein

Zugvögel machen auf dem Weg nach Süden in der Innenstadt Rast

Von Dunja Henkenjohann
Werther (WB). Familie Diembeck traute am Dienstagabend ihren Augen nicht: Beim Spaziergang mit dem Hund entdeckten sie auf dem Dach eines Wohnhauses am Wellenpöhlen mehrere Störche. Prompt hielten sie den seltenen Besuch mit der Kamera fest.

Auch Bürgermeisterin Marion Weike freute sich angesichts dieser außergewöhnlichen Gäste und knipste mit ihrer Digitalkamera drauf los. »Ich dachte erst, da kommen Kraniche angeflogen«, erzählte sie gestern Vormittag. »Doch als sie sich niederließen - drei auf einem Wohnhaus und ein weiterer auf einem Kran neben dem Altenheim - war klar: Es sind Störche.«
Doch nicht nur an der Ecke Wellenpöhlen/Grünstraße hatten sich die Zugvögel auf ihrem Weg nach Süden zu einer Rast niedergelassen: »Auch auf einer Wiese an der Bahnbreede in Isingdorf sind mehrere Störche gesichtet worden«, sagte Umweltberater Werner Schröder im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.
Bereits vor zwei Jahren hatte ein Zwischenstopp der seltenen Tiere in Werther für Aufsehen gesorgt. Ein außergewöhnlicher und dennoch nicht ungewöhnlicher Anblick: »Die Störche sind auf dem Weg nach Afrika, wo sie den Winter verbringen«, erklärt der Umweltexperte. Werner Schröder schätzt, dass die Vögel entweder aus Schleswig-Holstein oder aus dem Bereich der Weserschleife in Minden kommen. Dort habe man die Natur so gefördert, dass die Störche ausreichend Futter finden. »Die Störche fliegen entweder die Ostroute über den Bosporus oder die Westroute über Spanien und Portugal«, erklärt Werner Schröder weiter.
Nach Schröders Einschätzung handelt es sich bei den Störchen vom Dienstagabend um Jungvögel. »Sie sind die ersten, die in den Süden aufbrechen«, sagt er. Die Zugvögel fliegen in Gruppen und lassen sich in den Abendstunden auf Bäumen oder Hausdächern nieder. Schröder: »Störche können nachts nicht fliegen, weil sie die aufsteigenden Winde der Thermik benötigen.«
Werner Schröder selbst hat die Hoffung, dass sich Störche auch in Werther eines Tages heimisch fühlen könnten. »Wenn die Renaturierung des Schwarzbaches weiter voran getrieben wird, könnten die Deppendorfer Wiesen attraktiver Lebensstandort sein, in dem Störche Nahrung finden«, sagt er.

Artikel vom 01.09.2005