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»Hier fliegt alles durch die Luft«

17-jährige Oeynhausenerin erlebt Hurrikan Katrina in Alabama

Von Per Lütje
Bad Oeynhausen (WB). Voller Sorge verfolgen Dr. Thomas und Ursula Weber in der Nacht die Live-Berichterstattung des amerikanischen Fernsehsenders CNN. Denn mittendrin im Katastrophengebiet ist ihre Tochter Alexandra, die als Austauschschülerin in Alabama lebt.

»Wir haben zuletzt am Mittwochabend um 21.45 Uhr mit ihr telefoniert. Die Sturmgeräusche drangen sogar durch den Hörer«, schildert der Mediziner dem WESTFALEN-BLATT. »Seitdem konnten wir sie nicht mehr erreichen, weil wahrscheinlich das Telefonnetz zusammengebrochen ist«, sagt Ursula Weber gestern Nachmittag. »Wir haben jedoch vereinbart, dass sie sich nach Möglichkeit heute Abend um 22 Uhr unserer Ortszeit meldet.« Zum Glück sollte es vorher der Fall sein.
Die 17-jährige Absolventin der Realschule Süd tat es ihren beiden Brüdern, Sebastian und Nikolas, gleich und brach am 3. August für ein Jahr in die Vereinigten Staaten von Amerika auf. Der US-Staat Alabama grenzt direkt an Louisiana und Mississippi an - jene Staaten, die mit zerstörerischer Wucht von Hurrikan Katrina heimgesucht wurden.
»Am Telefon hat uns Alexandra erzählt, dass ihre Gasteltern, die selbst zwei Töchter haben, das Haus mit Brettern verbarrikadiert haben. Überall seien bereits Gegenstände durch die Luft geflogen. Niemand durfte mehr raus. Dann fielen Strom und Internet aus«, gibt Thomas Weber die Worte seiner Tochter wieder. »Das Gebäude soll recht sicher sein. Trotzdem hatten wir zunächst große Angst, als wir die Bilder im Fernsehen gesehen haben«, sagt Ursula Weber. Dort zeigte der Nachrichtensender CNN unter anderem Bilder, die die Situation in Mobile/Alabama wiedergaben - jener Stadt, in der Don und Darcie Colvel die 17-Jährige Bad Oeynhausenerin beherbergen.
Um 18 Uhr gestern Nachmittag kam dann endlich der erlösende Anruf. »Wir haben alles gut überstanden«, sagte Alexandra dieser Zeitung, nachdem sie mit ihren Eltern gesprochen hatte. Allerdings lag hinter der jungen Frau eine unruhige Nacht. »Der Sturm hat viel Krach gemacht. Außerdem hat es sehr stark geregnet. Da war es schwer zu schlafen. Das große Trampolin im Garten war heute Morgen verschwunden. Es ist wohl einfach weggeweht worden. Das war schon ganz schön heftig.«
An die Naturgewalt hätte gestern Morgen um 11 Uhr Ortszeit in Alabama nichts mehr erinnert. »Es ist windstill und schon wieder mehr als 30 Grad heiß. Allerdings ist der Strom noch nicht wieder da«, sagt Alexandra. Doch das kommt vielen Jugendlichen in dem Hurrikan-Gebiet gar nicht so ungelegen. Denn so lange die Stromversorgung noch nicht wieder hergestellt ist, fällt der Schulunterricht aus.

Artikel vom 31.08.2005