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Harting hat Technologie-Vorsprung

Europäische Perspektive: Günter Verheugen besucht Hauptwerk in Espelkamp

Von Michael Nichau (Text und Fotos)
Espelkamp (WB). Der Arbeitsstandort Espelkamp stand im Mittelpunkt eines Besuches von Günter Verheugen bei der Firma Harting. Der Vizepräsident der Europäischen Kommission verschaffte sich ein Bild von der Arbeit des weltweit 2100 Mitarbeiter beschäftigenden Familienunternehmens aus Espelkamp.

Verheugen verbrachte den Tag auf Einladung des SPD Bundestagsabgeordneten Lothar Ibrügger im Mühlenkreis. Bei seinem Besuch in Espelkamp wurde er vom Landtagsabgeordneten Karl-Heinz Haseloh begleitet.
60 Jahre Firmenbestehen feiert Harting am Wochenende. Grund genug für Verheugen, sich ein Bild vom Unternehmen zu verschaffen, das 1945 in Minden gegründet wurde und seit 1950 in Espelkamp angesiedelt ist. Robuste Industriesteckverbindungen und Tabakwaren-Verkaufssysteme seien die Produktlinien, bei denen Harting nach eigenen Angaben eine Marktführerposition besitzt.
»Wir müssen sicher stellen, dass vor allem im Bereich der Steckverbindungen die Marktführerposition weiter ausgebaut wird«, erklärte Dietmar Harting dem ehemaligen Staatsminister des Auswärtigen Amtes, der sich seit 1999 der Europapolitik verschrieben hat. Neben den fünf Produktionsstätten in Espelkamp und Werken in England, Rumänien und der Schweiz expandiert Harting nun auch in Zhuhai (China).
Dort - so der Firmenchef - habe man eine eigene Gesellschaft gegründet, mit der es möglich sei, die vor Ort hergestellten Produkte auf dem chinesischen Markt zu vertreiben. »Wir wollen in China wesentliche Dinge für den dortigen Markt produzieren«, erläuterte Harting die Strategie.
Günter Verheugen stimmte dieser Vorgehensweise deutlich zu: »China und Indien werden schon in einigen Jahren technologische Supermächte sein. Entscheidend ist dann, ob die Chinesen die Kreativität besitzen, aus Forschungsergebnissen neue Produkte zu entwickeln«, meinte er. »Die einzige Antwort, die wir haben, ist Kompetenz, Qualität und technologischer Vorsprung«, lautete Verheugens Fazit. »Wir müssen den Chinesen den Schneid abkaufen. Wir müssen in den Markt rein und dort selbst aktiv werden«, gab sich Dietmar Harting kämpferisch.
Eine Voraussetzung dafür ist eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit. »Sechs bis acht Prozent des Jahresumsatzes setzt unser Unternehmen für diesen Bereich ein«, erklärte Harting-Vorstandsmitglied Dr. Joachim Belz. Er ist zuständig für Forschung und Entwicklung. Der bei einem Jahresumsatz von 280 Millionen Euro nicht gerade geringe Forschungsaufwand sei notwendig, um »immer einen Schritt voraus« zu sein. »Erfolgreiche deutsche Unternehmen haben einen überdurchschnittlichen Aufwand an Forschungs- und Entwicklungskosten. Das hätte ich auch bei Harting nicht anders erwartet«, kommentierte Verheugen. »Es wird Technologiesprünge geben. Und darauf müssen wir uns einstellen. Die EU ein Konzept zur Förderung der kleinen Unternehmen auf den Weg zu bringen«, versicherte Verheugen den Politikern.

Artikel vom 31.08.2005