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Knatternde
Motoren singen
Flieger-Legende

»Tante Ju« zu Gast in Paderborn

Von Rüdiger Kache (Text und Fotos)
Paderborn (WV). Das Spornrad flattert ein bisschen - so zwischen Tempo 40 und 60 beim Rollen. Und auch zwei Anlasser sind etwas müde. Aber ansonsten präsentiert sich die silbern in der gleißenden Sonne glänzende Junkers Ju 52 in ihrem 69. Lebensjahr taufrisch. An zwei Tagen nutzten 62 Passagiere die Gelegenheit zu einem Rundflug über Ostwestfalen-Lippe in der »alten Tante Ju«.

Ihre Silhouette am Himmel über Paderborn ist unverwechselbar und ihre knatternden drei Motoren lassen Menschen auf den Straßen spontan aufblicken, wenn sie in knapp 600 Metern Höhe über Felder, Wiesen und Städte brummt. Die Ju 52 ist heute ein Unikat im Dienst der Lufthansa, ein fliegendes Museum der Luftfahrtgeschichte - liebevoll restauriert und gepflegt.
Man sieht ihr das Rentenalter nicht an. Dass technisch alles funktioniert, dafür sorgt das Team der Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung, die den Vogel unter ihre Fittiche genommen hat: 20 Piloten (alles Ehrenamtliche, die ansonsten bei der Lufthansa im Liniendienst fliegen) und 50 Besatzungsmitglieder, vom Bordingenieur bis zum Flugbegleiter. Rund 9000 Passagiere dürfen pro Saison (April bis Oktober) auf den bequemen Einzelsitzen Platz nehmen, maximal 16 pro Flug. Und die Rundflüge sind oftmals unmittelbar nach Bekanntgabe im Internet ausgebucht. Es lohnt sich also, frühzeitig zu buchen, wenn man seine Heimat mit der »Ju« erkunden möchte.
Gestern um 12.15 Uhr gingen 16 Ostwestfalen an Bord der für die Fotografen gut sichtbar auf dem Rollfeld abgestellten und im Vergleich zu den großen Ferienfliegern fast schon zierlich anmutenden D-AQUI: Alles wie bei der »großen Lufthansa« - mit Einchecken, Sicherheitskontrolle und Bordkarte. Dann die Einweisung vor dem Einstieg über die »Hühnerleiter«. Alles eng, aber eben historisch und deshalb schön. Ein Passagier hatte den Flug zum 40. Hochzeitstag von seiner Frau geschenkt bekommen. Ein betagter Herr war selbst einmal Pilot auf der »52«. Zwei jüngere Flugzeug-Enthusiasten komplettieren ihre auf vielen Reisen und Museumsbesuchen gewonnenen Eindrücke von berühmten fliegenden Kisten. Allen aber ist der Spaß an einem solchen Flug anzusehen - und viele Zaungäste bedauerten wieder einmal, nicht rechtzeitig gebucht zu haben.
Die 1936 in Dessau gebaute Maschine wickelte ihr 30-Minuten-Programm mit Ehrenrunde überm »Hermann« gemächlich und sicher wie ab eh und je. Butterweiche Dreipunktlandung in Ahden - das »flatternde Spornrad« bemerken nur die Piloten. Keinerlei Sicherheitsrisiko, die Mechaniker werden sich demnächst darum kümmern. Danke, Tante Ju, - bis zum nächsten Gastspiel 2006!
www.lufthansa-ju52.de

Artikel vom 31.08.2005