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Viele Denkmäler öffnen Türen und Tore

Expertenführung durch die Babilonie Obermehnen - Regionalgeschichte bekannter machen

Lübbecke / Pr. Oldendorf / Hüllhorst (WB). Der bundesweite »Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, 11. September, wird auch in diesem Jahr wieder genutzt, um bekannte Objekte wieder ins Bewusstsein zu rücken, aber auch bislang eher unbekannte vorzustellen. Damit soll gleichzeitig auf die kulturhistorische Bedeutung von Bauwerken, Museen, Friedhöfen und Wallanlagen hingewiesen werden.

Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke ist es gelungen, den Leiter der Außenstelle Bielefeld des Westfalischen Museums für Archäologie und Amt für Bodendenkmalpflege in Münster, Dr. Daniel Berenger, für zwei Führungen zu gewinnen: Um 11 Uhr durch das Nammer Lager bzw. Nammer Burg am Nordhang des Roten Brinkes in Kammlage des Wesergebirges unweit von Hausberge sowie um 14.30 Uhr durch die Babilonie in Obermehnen bei Lübbecke.
Die Wallburg in Obermehnen umfasst in ihrer äußeren Befestigungslinie mit Erdwällen von bis zu vier Metern Höhe eine Fläche von 12 Hektar. Sie wird vom Burgweg, dem Prof. Langewiesche-Weg und dem Babilonie-Weg durchquert bzw. tangiert. Im Urkataster von 1827 ist sie als »up de babelönie« verzeichnet. Der Volksmund berichtet von einem früheren Schloss, in dem die silberne Wiege Widukinds verborgen sei.
Auf die Wallanlage wurde schon frühzeitig aufmerksam gemacht, u.a. von L. Ledebur, der 1825 auf einen »zwei Fuß hohen Aufwurft« am Wegesrand aufmerksam machte. Der wichtigste Erforscher dieser historischen Stätte aber war Prof. Langewiesche aus Bünde, der bereits 1905 mehrere Wallschnitte anlegte. Aus den vorliegenden Ergebnissen früherer Forschung wurden später drei Entstehungsperioden ermittelt: eine in der frühen bis älteren vorrömischen Eisenzeit (8. bis 6. Jahrhundert vor Chr.), eine sächsische und eine karolingisch-ottonische.
In der frühen bis älteren vorrömischen Eisenzeit war die Burg offenbar besiedelt. Darauf weisen Funde hin, die auf Metallverarbeitung schließen lassen. Später wurde sie befestigt, wobei die Größe der Wehranlage darauf hindeutet, dass in Notzeiten Bewohner des näheren Umlandes mit ihrem Vieh zusätzlich aufgenommen wurden. In der sächsischen Periode wurde die Babilonie vorrangig als Fluchtburg genutzt. Das änderte sich in der nachfolgenden karolingischen Zeit mit dem Bau von zwei Querwällen, was zu einer Verkleinerung der Anlage führte und auf militärische, herrschaftliche und administrative Nutzungen schließen lässt.
Wichtige Funde sind Keramiken aus der älteren vorrömischen Eisenzeit, ein Steinbeil, eine Tutulusfiebel, eine steinerne Gussform sowie »Elbgermanische Keramik« aus der Zeit um Christi Geburt.
Die Exkursion soll als eine Auftaktveranstaltung der örtlichen Heimatpflege verstanden werden, sich in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband/Amt für Bodendenkmalpflege, der Archäologischen Gesellschaft Ostwestfalen sowie der Stadt Lübbecke künftig eingehender mit diesem frühgeschichtlichen Zeugen einer frühen Besiedlung unseres Raumes im Sinne einer Öffnung für regionale Geschichte zu bemühen.
Geöffnet ist auch die St. Andreas-Kirche während des Gottesdienstes von 9 bis 11 Uhr und nachmittags von 14 bis 18 Uhr. Dann werden auch Führungen mit Turmbesteigung angeboten.
In der Stadt Pr. Oldendorf werden sieben Kulturdenkmale vorgestellt. Die Burgruine Limberg ist von 13 bis 17.30 Uhr geöffnet. Stadtheimatpfleger Dieter Besserer bietet von 13 bis 17 Uhr Führungen an, die auf Wunsch auch die gesamte Burganlage mit Umwallung, Burggraben, Hauptburg mit Turm, mittlere Burg und untere Vorburg umfassen. In der ev. Kirche Holzhausen, die von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet sein wird, bietet um 16 Uhr Pfarrerin Hilke Vollert eine Führung an.
Beteiligen wird sich auch das Feuerwehrmuseum Schröttinghausen. Die Besucher werden in der Zeit von 12.30 bis 17 Uhr erwartet. Für Führungen stehen fachkundige Kräfte des Museumsvereins zur Verfügung. Die Mitglieder der Mühlengruppe Holzhausen demonstrieren in der Gutswassermühle Holzhausen-Hudenbeck in der Zeit von 10 bis 12 Uhr und von 14.30 bis 17.30 Uhr, wie zu Großvaters Zeiten Korn zu Mehl verarbeitet worden ist. Dabei werden auch Mehlwaren zum Kauf angeboten.
Freiherr Berthold von der Horst von Eichel-Streiber wird das Wasserschloss Hollwinkel im Stadtteil Hedem von 10 bis 15 Uhr der Öffentlichkeit vorstellen und dabei Führungen um 10.30 und 13.30 Uhr anbieten. Die St. Dionysiuskirche in Pr. Oldendorf ist von 11 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Um 16 und 17 Uhr informiert Klaus Kopp über das Gotteshaus.
Erstmalig wird zum Tag des offenen Denkmals von Hans-Joachim Karrasch eine Führung auf dem jüdischen Friedhof an der Bergstraße in Pr. Oldendorf um 15 Uhr angeboten.
In der Gemeinde Hüllhorst werden Baudenkmale präsentiert, die aufgrund ihrer Nutzung mehr oder weniger durchgehend der Öffentlichkeit zugänglich sind, und zwar die Wassermühle von 1900 (Restaurant Husenmühle, Nachtigallental 5), das Fachwerkgebäude von 1786 (Restaurant Niedermeiers Hof in Oberbauerschaft, Buchenweg 6a), die Rossmühle, Oberbauerschafter Str. 274 in Oberbauerschaft, die Windmühle, Wulferdingsener Str. 16 in Schnathorst, die evangelische Kirche, Oberbauerschafter Str. 173 in Oberbauerschaft, die evangelische Kirche, Alte Straße 3 in Hüllhorst, die evangelische Kirche, Tengerner Str. 7 in Schnathorst und das eingeschossige Fachwerkgiebelhaus (Eiscafe), Hauptstr. 1 in Hüllhorst.

Artikel vom 07.09.2005