27.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kreisliga trifft auf Nationalkeeper

WB-Mitarbeiter Julian Stolte trainierte mit Lemgos Meistermacher Mudrow


Halle (guf). Einmal einen der weltbesten Deckungsspieler wie Christian Schwarzer »auf dem Bierdeckel« auszuwackeln, davon hatte wohl so mancher Pressevertreter geträumt, während er die Einladung zum Medientraining mit dem TBV Lemgo in Händen hielt. Doch als die Berichterstatter den Ball in die Hand nehmen durften, stellten sich nur noch Nationalkeeper Carsten Lichtlein und Manager Fynn Holpert, selbst früher die Nr. 1 des TBV, als »Zielscheiben« zur Verfügung. Sicher ist sicher, schließlich wäre eine Verletzung von Volker Zerbe & Co. anderthalb Wochen vor Bundesligabeginn ein zu hoher Preis gewesen.
Ein Erlebnis war's trotzdem. »Wann hat man sonst Gelegenheit, 'mal gegen Nationalkeeper Lichtlein ein Tor zu erzielen«, meinte auch Julian Stolte, Kreisläufer bei Handball-Kreisligist TuS Brockhagen II und freier Mitarbeiter der WB-Sportredaktion. Bundesliga-Coach Volker Mudrow, 2002/03 Meistermacher beim Lemgoer Titelgewinn, weihte die Journalisten »am Ball« und ganz praxisnah in so manches Geheimnis der Lemgoer Erfolge ein. Natürlich kenntnisreich, aber auch ebenso sympathisch und frei von Allüren, wie man die TBV-Handballer bei ihren bisherigen Bundesliga-Partien gegen Gummersbach, Magdeburg und Nettelstedt im Haller Gerry Weber Stadion erlebt hat.
Vom richtigen Aufwärmen der Muskulatur bis zum Taktik-Trick im effektiven Deckungsverhalten oder beim Angriffsspiel gegen unterschiedliche Abwehrformationen: Mudrow gab interessante Einblicke, damit die Berichterstatter noch besser durchschauen, was sich in zumeist atemberaubender Geschwindigkeit auf dem Bundesliga-Parkett abspielt. Julian Stoltes Eindruck: »Ich fand die Vorstellung des neuen Abwehrkonzeptes vom TBV sehr interessant. Volker Mudrow hat das Rad natürlich nicht neu erfunden, sondern spielt mit einer 3-3-, 3-2-1- oder der bisherigen 6-0-Deckung bekannte Varianten. Aber es ist ein großer Unterschied, wenn man die Aufgaben des Abwehrverbandes allgemein und die der einzelen Spieler von einem Bundesligatrainer erklärt bekommt.« Dass dies so anschaulich 'rüberkommt, hat Mudrow offenbar dazu befähigt, vor drei Jahren beim Bundesliga-Einstand auf Anhieb ein Meisterteam zu formen. Das erkennt man auch an Details. Julian Stolte: »Trotz der kurzen Zeit hat Volker Mudrow speziell zum Stellungsspiel der Deckungsspieler viel deutlich gemachen und gute Tipps gegeben.«
Als Mann der Praxis nahm Mudrow auch zu den diversen Regeländerungen zur neuen Saison Stellung, hält einige für durchaus sinnvoll, andere hingegen für überflüssig. Trost für die Trainer und Aktiven der unteren Spielklassen: Auch in der Eliteliga wird gewissermaßen nur mit Wasser gekocht und selbst die besten Fachleute vollbringen keine Wunder. »Der allgemeine Ablauf der Trainingseinheit hat sich nicht besonders von dem bei uns in der Kreisliga unterschieden«, meint Julian Stolte. »Man merkt allerdings, dass viel professioneller und vor allem durchdachter gearbeitet wird.«

Artikel vom 27.08.2005