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Mit der Barouche durch Barnhausen

Ekkehard Schürmann besitzt fünf prächtige historische Kutschen - Seit 15 Jahren Gespannfahrer

Von Katrin Niehaus
Borgholzhausen-Barnhausen (WB). Die Barouche ist ihm besonders ans Herz gewachsen, denn sie war seine erste Kutsche. Inzwischen haben sich weitere hinzugesellt. Der Wahl-Barnhausener Ekkehard Schürmann ist Gespannfahrer und schätzt historische Vehikel ganz besonders.

»Die Barouche habe ich sogar gekauft, bevor ich auf dem Kutschbock saß. Sie hatte 40 Jahre lang bei unserer Dissener Verwandtschaft in der Scheune gestanden - ein Prachtstück, obwohl die Räder unrund, der rote Samt zerschlissen und das Metall rostig waren«, erzählt der 62-Jährige, der Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Ravensberg ist. Er konnte 1989 nicht widerstehen und erwarb das Schmuckstück, das Dachpfannenfabrikant Westervölke aus Westbarthausen Ende des 19. Jahrhunderts hatte bauen lassen. Und mit diesem Kauf fing alles an.
1990 sattelte Ekkehard Schürmann um - von der Reiterei zur Gespannfahrerei. Bei einem Ausflug in die Heide war er auf den Geschmack gekommen und machte anschließend gemeinsam mit zwölf Borgholzhausenern den Fahrausweis. Er kaufte sich sein erstes Pferdegespann, zwei Gelderländer, und dazu gesellte sich im Laufe der Zeit immer mehr Zubehör - Kutschen, Kumt- und Brustblattgeschirre, Kandaren, Peitschen und vieles mehr.
Heute besitzt der Barnhausener insgesamt zehn Kutschen, fünf davon sind historische, der Rest Marathon-, Dressur- und Planwagen. Zu den Fahrzeugen aus alten Zeiten gehört der Gig, ein Zweisitzer mit zwei Rädern, der ausschließlich zum Einspännerfahren genutzt wird. Auch der Federwagen und der prächtige Landauer wurden um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert gebaut. Ekkehard Schürmann: »Es ist ein Schiffslandauer. Der ist seltener als das Kastenmodell. Er hat eine geschlossene Kabine, die sich vollständig öffnen lässt und vier Personen Platz bietet.«
Und dann gibt es da noch das Tandem-Cart, einen einachsigen Viersitzer, bei dem die beiden Pferde voreinander gespannt werden. Das vordere Pferd befindet sich nicht an der Deichsel, sondern ist nur mit Strängen und Leinen mit der Kutsche verbunden. So fuhren die Gutsherren einst zur Jagd. Auf diese Weise konnten sie das Vorderpferd schnell ausspannen und als Reittier nutzen. Ekkehard Schürmann hat diese Gespannsart übrigens schon im Detmolder Freilichtmuseum bei der Veranstaltung »Pferdestark« vorgeführt.
Alle seine Kutschen hat der Gespannfahrer detailgetreu restaurieren lassen. Zu einer ordentlichen historischen Kutsche gehört beispielsweise auch eine Laterne - und die wird mit Wachskerzen erleuchtet. Neu ist sein Zeichen »ES«, das in verschlungenen Buchstaben auf allen Kutschen zu finden ist.
Prächtig anzusehen sind die Gefährte auch, wenn seine beiden Westfalen oder der Rheinländer und der Hannoveraner sie auf Turnieren ziehen. Der Turnierfahrerei widmet sich der 62-Jährige seit fünf Jahren, aber er hat genauso viel Spaß daran, einfach nur über Land zu fahren. Und dann gibt es da auch noch die Hochzeitsgäste, die er hin und wieder kutschiert.

Artikel vom 10.09.2005