Halle (SKü). Alles Leugnen nutzte dem hoffnungsvollen Mathematik-Studenten nichts. Nach einem Indizienprozess fing sich der 22-jährige Steinhagener gestern wegen eines Einbruchs ins Berufskolleg Halle eine dreimonatige Haftstrafe auf Bewährung ein. Zudem erwartet dessen 20-jährigen Bruder ein Strafverfahren wegen Falschaussage.
Obwohl es erdrückende Beweise gab, wies der selbstbewusste Angeklagte alle Vorwürfe zurück, am 10. August 2004 in einen Fachraum des Berufskollegs eingebrochen zu sein und von dort einen Beamer (Neuanschaffungswert 1600 Euro) gestohlen zu haben. Nach außen war der türkischstämmige junge Mann so von seiner Unschuld überzeugt, dass er sogar meinte, auf anwaltlichen Beistand verzichten zu können. Doch in der Beweisaufnahme vor Amtsrichter Peeter-Wilhelm Pöld hatte der Angeklagte schlechte Karten. Denn ein sichergestellter Fingerabdruck des Studenten am Tatort ließ sich nicht wegdiskutieren. Der verräterische Abdruck war an der Innenseite eines Fensters zum Fachraum des Berufskollegs festgestellt worden, also an einer Stelle, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nur ein Einbrecher von außen so berührt haben konnte. Den Aussagen des Angeklagten und seines Bruders, dass der Fingerabdruck bei einer Schulabschlussfeier entstanden sei, schenkte das Gericht keinen Glauben. Gleiches galt für die Aussage der jüngeren Bruders, der den in der Wohnung gefundenen Beamer (genutzt für Spiele und Filme) bei einem Unbekannten gekauft haben wollte. Trotz eindringlichster Warnungen blieb der 20-Jährige bei seinen Entlastungserklärungen für den Bruder. Nun droht ihm wegen uneidlicher Falschaussage eine noch höhere Strafe, die sein Bruder aufgebrummt bekam (drei Monate auf Bewährung zuzüglich 1000 Euro Geldbuße, wahlweise 100 soziale Arbeitsstunden). Der Fingerabdruck führte übrigens deshalb so schnell zum Ermittlungserfolg, weil der Angeklagte kurz vor dem Einbruch ins Berufskolleg bei einem gemeinschaftlichen Diebstahl von Computern und Computerteilen aus einer Bielefelder Realschule erwischt worden war.
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