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Menschen in
unserer Stadt
Leni Bringewat
Krankenhausseelsorgerin

Es ist das weinenende Auge, welches momentan noch größer ist, als das lachende. Denn ihre Pensionierung Ende August hat Magdalene Bringewat, die Leni genannt wird, noch nicht verinnerlicht. Die Krankenhausseelsorgerin, die seit 20 Jahren ein offenes Ohr für die Patienten des Herz- und Diabeteszentrums Bad Oeynhausen hat, kann sich derzeit ein Leben ohne ihren Beruf schwer vorstellen: »Ich mache diese Tätigkeit sehr gerne. Daher tut es mir weh, hier aufzuhören.« Doch Leni Bringewat hat mit 64 Jahren das Rentenalter erreicht und geht damit in ihren wohlverdienten Ruhestand. Am Sonntagmorgen wird die Protestantin zum letzten Mal den Gottesdienst im Andachtsraum der Herzklinik abhalten.
Voller Wehmut blickt Leni Bringewat auf ein ereignisreiches Berufsleben, in der ihr so manchesmal der eigene Glauben geholfen hat. Als die Gemeindepädagogin 1985 - ein Jahr, nachdem das Krankenhaus an der Georgstraße seine Pforten geöffnet hatte - ihren Dienst als Seelsorgerin antrat, ahnte sie noch nicht, dass sie ihre Berufung gefunden hatte. »Meine Aufgabe besteht darin, den Patienten Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu schenken«, sagt die 64-Jährige und betont, dass die Arbeit an der Basis das A und O sei. Oft habe das Krankenhauspersonal für Sorgen und Probleme der kranken Menschen wenig Zeit, so dass ein offenes Ohr nicht selten Gold wert sei.
»Meine Arbeit ist jedoch nur ein Angebot, und ich akzeptiere eine Ablehnung augenblicklich«, erklärt die Christin, dass es wichtig sei, die Signale der teilweise bettlägrigen, fremden Personen zu erkennen. Denn sie dränge sich niemandem auf. Jenen Patienten, die ihre Dienste gerne in Anspruch nähmen, versuche Leni Bringewat Mut und Kraft sowie eine Orientierung zu geben. Dabei spiele der Glaube der vom Schicksal oft nicht verschonten Frauen und Männer keine Rolle.
Für die Zeit nach dem Beruf hat die rüstige angehende Rentnerin, die die elf Kilometer vom Wohnort Löhne zum Arbeitsplatz häufig mit dem Fahrrad bewältigt, jedoch schon einige Pläne griffbereit in der Tasche: »Neben der dringenden Renovierung der Küche soll auch der große Garten nicht zu kurz kommen.«
Moritz Winde

Artikel vom 26.08.2005