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Der erste »Tatort« ohne Täter


Gesucht wird der Schuldige? Oder besser, der Täter. Tatort ist der Fußballkreis Höxter. Wer ist dafür verantwortlich, dass der SV Bredenborn in vier Fällen -Êdiese Anzahl der Vergehen hat der Kreisvorstand inzwischen ermittelt -ÊSpieler unberechtigt einsetzte und sich damit womöglich die entscheidenden Verstärkungen für den Aufstiegskampf und letztlich den Sprung in die B-Liga sicherte? Verdachtsmoment Nummer eins: Der SVB hat wissentlich gehandelt und darauf gehofft, dass ihm weder die Herren Staffelleiter Muhr und Brenke, noch der Aufstiegskonkurrent BSV Entrup auf die Schliche kommen werden.
Einwurf
Aber ein gewissenhaft arbeitender Kommissar, vielleicht der Ehrlicher aus dem »Tatort«, würde schnell erkennen, dass der SVB ein Opfer der Paragrafen des Westdeutschen Fußballverbandes geworden sein muss. Denn die Vorschriften der Satzung bezüglich der Einsätze von Akteuren aus der ersten in der zweiten Mannschaft können schnell falsch interpretiert werden. Das weiß jeder Vereinsvertreter - Irrtümer sind nie ausgeschlossen. Kommissar Ehrlicher wird also weiter recherchieren und sich in die Dunkelheit und Verwicklungen eines komplizierten Falles begeben. Verdachtsmoment Nummer zwei: Die Staffelleiter Adolf Muhr und Hans-Gert Brenke haben die Spielberichte der ersten und zweiten Mannschaft des SVB trotz entsprechender Hinweise nur überflogen und nicht überprüft. Andernfalls hätten sie die unerlaubten Einsätze rechtzeitig ausmachen müssen. Ehrlicher wird erkennen, Muhr und Brenke sind ihrer Fürsorgepflicht nicht nach gekommen. Somit ist eine Mitschuld erwiesen. Die beiden Staffelleiter entlastet allerdings der Sachverhalt, dass der BSV Entrup trotz bestehender Verdachtsmomente wesentlich zu spät Einspruch eingelegt hat. Dann nämlich wären die Vergehen aufgedeckt worden. Und so trifft Verdachtsmoment Nummer drei das vermeintliche Opfer BSV Entrup: Warum hat der Verein trotz aller Hinweise die Einspruchsfrist nicht eingehalten? Damit haben die Entruper eine schnelle Aufklärung verhindert. Deshalb sind sie allerdings noch lange keine Schuldigen. So muss Ehrlicher zu dem Schluss kommen: Es gibt diesmal keinen Täter. Das ist eine »Tatort«-Premiere.Jürgen Drüke

Artikel vom 25.08.2005