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»Paderborns 5:0-Sieg war eine Warnung«

WV-Interview mit Cottbus-Coach Petrik Sander

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Erst in den Süden, jetzt in den Osten - Paderborns zweite Auswärtsaufgabe muss in der Lausitz gelöst werden. Am Sonntag (Anstoß: 15 Uhr) gastiert der SCP 07 bei Energie Cottbus. Im Gespräch mit dem WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT macht Trainer Petrik Sander (44) deutlich, wie groß der Respekt vor dem Neuling von der Pader ist.

In der Liga noch ungeschlagen und im DFB-Pokal eine Runde weiter - der Saisonstart von Energie Cottbus war optimal.Sander: Na ja, ich würde mal sagen, unser Start war gelungen. Optimal ist er erst dann, wenn wir am Sonntag auch den SC Paderborn schlagen.

Das 0:3 der Paderborner in Unterhaching wird Sie nicht gerade in Angst und Schrecken versetzt haben.Sander: Nein, sicher nicht. Aber inzwischen ist die Mannschaft in der 2. Liga angekommen, das hat der 5:0-Sieg gegen Saarbrücken sehr deutlich gezeigt. Fünf Tore in 90 Zweitligaminuten - das werden in dieser Saison nicht viele Mannschaften schaffen. Aber auch was die Paderborner in Haching gespielt haben, sah lange Zeit so schlecht nicht aus. Wenn der Elfmeter von René Müller reingeht, kann das Spiel ganz anders ausgehen. Da hat der Verein noch Lehrgeld gezahlt, was die Mannschaft eine Woche später abgeliefert hat, war sehr erstaunlich. Aber Paderborns 5:0-Sieg war uns eine Warnung, wir spielen zuhause und müssen gewinnen.

Ihre Mannschaft hat in drei Pflichtspielen fünf Gegentore kassiert, für Ihren Geschmack zu viel?Sander: Nein, solange wir eins mehr schießen als der Gegner, ist mir das egal. Ich gewinne lieber 4:3 als 1:0, denn wir wollen den Zuschauern beste Unterhaltung bieten. Ich bin für gute Stimmung und viel Spektakel im Stadion, da macht Fußball richtig Spaß. Aber schauen Sie sich auch mal unsere Gegner an. Gegen den Pokalschreck Eintracht Braunschweig lagen wir früh zurück, in Bochum werden noch ganz andere Mannschaft zwei und mehr Gegentore kassieren und unser Pokalgegner Rot-Weiss Essen hat eigentlich eine Zweitligamannschaft. Aber natürlich muss sich unsere Abwehr noch stabilisieren.

Auffällig ist, dass die Mannschaft gerade in der Schlussphase punktet und die Spiele noch dreht. Das war in der Vergangenheit anders.Sander: Ich habe jetzt Spieler wie Timo Rost oder Gregg Berhalter im Team, die auch mal in die Hände spucken und die Mannschaft führen, wenn es ganz eng wird. Dazu kommt ein Stürmer wie Francis Kioyo, der seine Chancen eiskalt nutzt.

Wie schwer wiegt der Ausfall von Kioyo?Sander: Einen Stürmer, der in drei Spielen vier Tore macht, kann man nicht ersetzen. Für Francis, für die Mannschaft und für mich ist diese Sperre sehr bitter. Im deutschen Fußball darf man vor laufenden Kameras seinen Gegenspieler ohrfeigen, ohne dass was passiert. Kioyo wird dagegen für drei Spiele gesperrt, obwohl kein Zuschauer im Stadion, kein Schiri und auch kein Spieler etwas gesehen hat. Das macht mich wütend.

Wie lang ist der Schatten von Eduard Geyer noch?Sander: Ich bin seit 1997 neben Ede Geyer auf der Bank gesessen, jetzt sitze ich auf seinem Stuhl und fahre auf seinen Parkplatz. Das ist natürlich noch immer ein komisches Gefühl, aber wir haben ein gutes Verhältnis und telefonieren oft. Auch wenn die Gespräche jetzt, wo Ede in Dubai arbeitet, weniger geworden sind. Wir saßen damals gemeinsam in einem Boot, haben uns gegenseitig nichts vorzuwerfen und können uns in die Augen sehen. Das ist alles.

Das Saisonziel heißt offiziell einstelliger Tabellenplatz, wird jetzt schon etwas mehr nach oben geschaut?Sander: Wir wollen nichts mit den Abstiegsrängen zu tun haben und so schnell wie möglich 40 Punkte sammeln, das ist mein Ziel. Ich möchte keine Abstiegsangst spüren und keinen Kellerkampf haben, welcher Platz dann am Ende dabei herausspringt, ist mir egal. Sollten wir im April sogar nach oben schauen können, ist das gut, aber sicher kein Saisonziel, das ich heute formulieren würde.

Sie haben den SC Paderborn in Unterhaching und gegen Saarbrücken beobachten lassen, wie fällt Ihr Urteil aus?Sander: Da werde ich jetzt nicht viel verraten. Der neue Trainer lässt eine deutliche Handschrift erkennen, die Mannschaft spielt sehr diszipliniert, hat ein festes System ist nach dem 5:0 gegen Saarbrücken in der 2. Liga angekommen. Paderborn wird noch für einige Überraschungen sorgen, allerdings nicht am Sonntag.

Artikel vom 26.08.2005