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»Roter Hahn« war unerbittlich

Dokumentation über Peckelsheimer Großbrand von 1905 erstellt

Peckelsheim (cr). 100 Jahre nach dem Großbrand, der am 28. August 1905 zwei Drittel aller Gebäude in Peckelsheim zerstört hatte, liegt nun eine umfassende Dokumentation der damaligen Ereignisse vor.

In monatelanger und mühevoller Arbeit hat Ortsheimatpfleger Hubert Buthe Fotos, Originaldokumente und Zeitungsberichte über die damals als »Roter Hahn« betitelte Feuersbrunst zusammengestellt. Sie sind in Form einer Ausstellung ab Montag, 29. August, drei Wochen lang in den Räumen der Volksbank Peckelsheim zu sehen. Später soll außerdem ein Informationsheft über dieses Ereignis erscheinen.
Bei dem Großbrand waren damals in nur sechs Stunden 194 Wohn- und Wirtschaftsgebäude abgebrannt, 680 der damals 1500 Einwohner waren auf einen Schlag obdachlos. Zum Glück überlebten alle den Brand. Um 11.45 Uhr brach das Feuer auf einem Hof an der Langen Torstraße aus, als zwei Mädchen den Kessel in der Waschküche angezündet hatten. Wegen des Südwestwindes und der damaligen Bauweise mit Strohdocken zwischen den Dachziegeln konnte sich das Feuer schnell ausbreiten. Die örtliche Wehr war ohne Chance - sie verfügte seinerzeit lediglich über eine einzige Handspritze und einen sechs Meter langen Schlauch. 1907 waren die meisten Häuser wieder aufgebaut.
Im Februar hatte Buthe über das WESTFALEN-BLATT die Bevölkerung gebeten, ihm Fotomaterial zukommen zu lassen. Die Resonanz war gut, ebenso wie bei einer entsprechenden Bitte auf der Internetseite des Heimatvereins. Hier meldete sich sogar eine gebürtige Peckelsheimerin, die jetzt in Amerika lebt, mit historischen Fotos per E-Mail.
Buthe wälzte alte Zeitungsbände, und gemeinsam mit Klaus-Dieter Lenz durchforstete er tagelang das Staatsarchiv in Detmold. 30 bis 40 Stunden stöberte Buthe auch im Willebadessener Stadtarchiv, hier unterstützt von Änne Cloid. Der Aufwand sollte sich lohnen, hat er bei seiner Recherche doch viele interessante Details aufgespürt. Etwa einen Originalbericht von den Soldaten des Feld-Artillerie-Regiments 58, die bei ihrem Fußmarsch von Nieheim nach Eissen Zeugen des Geschehens wurden. Reiter der Einheit machten sich damals sofort nach Eissen auf, um vom dortigen Bahnhof aus per Telegramm Hilfe aus Warburg und sogar aus Paderborn anzufordern.
Spendenaktionen hat es ebenfalls gegeben. 63 117, 56 Mark kamen damals zusammen. Wie Buthe bei einer Brandkasse erfahren hat, entspricht diese Summe nach heutigen Maßstäben dem Wert von 631 000 Euro.
Auf Wunsch macht der Ortsheimatpfleger auch Gruppenführungen durch die Ausstellung, die während der Schalterzeiten der Bank geöffnet ist. Erreichbar ist Buthe unter Telefon 05644/1281.

Artikel vom 25.08.2005