25.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mordopfer als
Hehler entlarvt

Motiv für Bluttat weiter unklar

Von Christian Althoff
Petershagen (WB). Polizisten haben gestern mit einem Hubschrauber zahlreiche Baggerseen im Kreis Minden-Lübbecke abgeflogen. Sie suchten vergeblich nach dem möglicherweise versenkten Auto des Kaufmanns Carsten G. (28) aus Petershagen, der Anfang August ermordet worden war.
Mordopfer Carsten G. wurde in einem Kanal versenkt.
Der Mitarbeiter der »Sixt«-Autovermietung hatte sein Haus am 5. August gegen 23 Uhr verlassen und war mit seinem Dienstwagen davongefahren. Von dem Audi A 4 Kombi mit Münchener Kennzeichen fehlt seit jenem Abend jede Spur. Carsten G. war zehn Tage später tot aus einem Schleusenkanal in Petershagen geborgen worden. Der Täter hatte den 28-Jährigen mit zwei Kopfschüssen getötet, in Maschendraht gewickelt und mit Eisenstangen beschwert in den Kanal geworfen.
100 Spuren ist die Mordkommission inzwischen nachgegangen, bis zu 16 Stunden sind die 20 Männer und Frauen täglich im Einsatz - auch an den Wochenenden. Es ist ein zähes Geschäft: »Wir gehen Klinkenputzen und suchen alle Freunde, Bekannte und Geschäftspartner auf, die Kontakt zu dem Opfer gehabt haben«, sagt Jürgen Heinz, der Leiter der 20-köpfigen Mordkommission. »Jeder noch so kleine, unscheinbar wirkende Hinweis könnte für uns den Durchbruch bedeuten«, erklärte der Kriminalhauptkommissar und rief mögliche Zeugen auf, sich sich unter der Telefonnummer 05731/2300 zu melden.
Ermittelt haben die Beamten inzwischen, dass das Mordopfer nicht nur als Angestellter der Mindener »Sixt«-Niederlassung gearbeitet hat. Er vertrieb auch Plagiate von Marken-T-Shirts und Uhren und verdiente zudem sein Geld als Hehler: Die Polizisten entdeckten in Minden eine Lagerhalle, in der Carsten G. neue Fahrräder und Radsportzubehör aus einem Einbruch im Kreis Lippe, Kettensägen und Hochdruckreiniger aus Diebstählen in Baumärkten und Reitsportartikel aus einem Mindener Fachgeschäft aufbewahrt hatte. Die gestohlenen Waren soll er im Bekanntenkreis und über Internet-Auktionen veräußert haben.
Mehrere Käufer aus seinem Bekanntenkreis waren angesichts des Mordes von sich aus an die Polizei herangetreten und hatten zugegeben, bei Carsten G. »günstig eingekauft« zu haben. »Einen Zusammenhang zwischen dieser Hehlertätigkeit und dem Mord sehen wir allerdings im Moment nicht«, sagte Heinz. Die Gewalttat sei von einem ganz anderen Kaliber. »Da muss es noch irgendwelche Geschäfte geben, von denen wir bisher nichts ahnen«, vermutet der Beamte.

Artikel vom 25.08.2005