25.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Wenn ich könnte,
würde ich wegziehen«

Anwohner gegen geplanten Funkturm in Holsen

Bünde-Holsen (jp). Die Anwohner der Hellmannstraße in Holsen gehen auf die Barrikaden. Grund: Ein Funkmastturm, geplant von der Telekomtochter Funkturm GmbH, soll ihnen - und der benachbarten Grundschule - vor die Haustür gesetzt werden. Ängste vor Verstrahlung und Wertminderung der Immobilien werden laut. Nach zahlreichen Beschwerden fand jetzt ein Gespräch mit Mitarbeitern des Netzbetreibers T-Mobile, sowie der Funkturm GmbH statt.

»Genießen Sie erstmal den Ausblick«, begrüßte Susanne Baumgartner, Sprecherin der Interessengemeinschaft »Pro Holsen«, ihre Gäste und deutete auf die große Wiese neben der Wohnsiedlung. Hier, in unmittelbarer Nähe zur Grundschule Holsen, plant die Deutsche Funkturm GmbH im Auftrag der Telekom, den Bau eines Funkturms, der in Zukunft vor allem für die Übermittlung von UMTS-Signalen genutzt werden soll. »Wenn Sie dort um die Ecke gehen, sind Sie schon im Zentrum. Dahinten ist die Grundschule.« Schnell gaben die Vertreter der Interessengemeinschaft zu verstehen, was sie von den Plänen der Telekom halten, in ihrer Nachbarschaft einen 31 Meter hohen Turm zu errichten. Nach Auffassung der Anwohner hätte dieser Turm eine potenzielle Gefährdung ihrer Gesundheit zur Folge.
Jens Göppert (T-Mobile) und Ralf Panske (Funkturm GmbH) waren einer emotionalen Debatte ausgesetzt, versuchten, die Situation zu beruhigen. »Die von der Regulierungsbehörde vorgegeben Grenzwerte für die Strahlungsbelastung der Umgebung werden natürlich eingehalten. In einem Umkreis von 14 Metern um den Turm tritt eine erhöhte Strahlung auf. Alles, was außerhalb dieses Radius liegt, ist keiner zu hohen Strahlung ausgesetzt«, erklären die Fachmänner.
Gert Luda, dessen Schlafzimmer 30 Meter vom geplanten Funkturm entfernt wäre, bezweifelte das: »Es handelt sich lediglich um festgelegte Grenzwerte, die keine weitere Bedeutung haben.« Über Langzeitschäden durch Funkwellen und elektromagnetische Felder sei noch nicht genug bekannt, um sicher zu gehen, dass keine Gefahr bestehe, meinte der Diplom-Ingenieur.
Eine wissenschaftliche Debatte entbrannte. Gutachten wurden durchforstet, Zeitungsartikel zitiert. »Für uns gibt es für den Bau keine Alternative«, betonte Funkturm-Mitarbeiter Ralf Panske immer wieder und sorgte bei den Anwohnern für noch mehr Kopfschütteln. »Wenn ich könnte, würde ich hier wegziehen«, erklärte Susanne Baumgartner - viele stimmten ihr zu. Nach etlichen Stunden waren alle Standpunkte dargelegt. Eine Einigung wurde jedoch nicht erzielt, so dass es im nächsten Schritt wohl vor Gericht gehen wird. »Eigentlich haben wir keine Chance, aber die Hoffnung stirbt ja schließlich zuletzt«, gab sich Susanne Baumgartner kämpferisch. Das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen zu sein.

Artikel vom 25.08.2005