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Der letzte Schrei - aus Abfall

Heidefest: Berufskolleg-Schülerinnen zeigen witzige »Recycling«-Mode

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). So ganz einfach hineinschlüpfen geht leider nicht, und das Ausziehen ist oft noch schwerer: Bei der Trash-Collection aus Abfall, die beim Heidefest am 4. September um 16 Uhr präsentiert wird, gibt es ganz schön ungewöhnliche Kleider, bei denen zudem nicht alles niet- und nagelfest sitzt. Martina Kern aus Steinhagen gehört zu den jungen Designerinnen.

»Trash-Fashion-Collection - aus Müll wird Mode« heißt das Thema, mit dem sich die Mittelstufe im Fach Gestaltung am Berufskolleg Halle mehrere Monate beschäftigte. Die 26 Schülerinnen und ein Schüler absolvieren dort eine dreijährige Ausbildung mit Fachabitur zum Bekleidungstechnischen Assistenten. Die Modenschau sei eine Art Auftragsarbeit für das Haller Stadtfest im Mai gewesen, berichtet Martina Kern. Und das habe enorm viel Spaß gemacht.
Von Februar an ließen sich die jungen Leute von Abfallmaterialien wie Zeitungspapier, Kronkorken, Mülltüten oder Getränkepackungen inspirieren. Die 17-jährige Martina Kern und ihre Arbeitsgruppe wählten Pappteller, Servietten und Plastikbesteck - also klassische Wegwerfprodukte - aus. Erste Zeichnungen wurden gemacht. »Doch beim Basteln hat sich dann noch mal so einiges verändert«, berichtet Martina Kern. Da ging es teilweise mit der Klebepistole einfach drauflos. Und die passenden »Accessoires« kamen sowie erst später dazu.
Anfangs reichten die wöchentlichen Schulstunden zu diesem Projekt voll und ganz aus, doch je näher der Premieren-Termin rückte, um so mehr Freizeit wurde auch eingesetzt, berichtet die Steinhagenerin, in deren Klasse auch noch zwei weitere Schülerinnen aus der Gemeinde vertreten sind. Da ging es dann auch um Details der Präsentation, um das Schminken, die Schuhe, die richtige Musik. Auch aus der Unterstufe wurden noch Models für den Laufsteg angeworben und angelernt.
Zwei Stunden dauerte dann der Vorlauf auf den großen Auftritt in Halle - bis die Röcke und Corsagen saßen, bis das Make-up aufgetragen war. Und das alles für insgesamt 20 Minuten Auftritt. »Wir hatten in Halle auch noch einen zweiten Auftritt. Die Zwischenzeit mussten wir irgendwie in den Kleidern überbrücken, selbst zur Toilette gehen war nicht möglich«, erinnert sich Martina Kern mit einem Schmunzeln.
Dass die Schau so gut ankam, damit hatten die Nachwuchs-Textilexperten nicht gerechnet. »Ich hatte meine erste Korsage beim Ausziehen zerrissen«, berichtet die Steinhagenerin. Als dann die Anfrage zu einer zweiten Modenschau in Werther kam, konnte sie glücklicherweise auf ihr Probestück zurückgreifen. Doch nun hat sie das Exemplar gut aufbewahrt, und auch die Steinhagener Schau soll es noch »überleben« - dann kommt ihr Modell nämlich nicht wieder in den Keller des Berufskollegs, sondern in ihr neues Nähzimmer zuhause in Steinhagen.

Artikel vom 24.08.2005