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Vom Leben in
Zeiten der IRA

Nordirland-Drama »Der Boxer«

ZDF, 23.20 Uhr: Ein packendes Drama vor dem Hintergrund des Nordirland-Konfliktes zeigt das Zweite heute in deutscher TV-Erstaufführung. Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis (48), der sich in seinen Filmen mehrfach mit der Thematik auseinandersetzte, bürgt auch in »Der Boxer« für authentische Umsetzung.

So trainierte Day-Lewis beispielsweise vor dem Film drei Jahre lang mit dem damaligen irischen Boxweltmeister im Leichtgewicht, Barry McGuigan.
Im 1997 gedrehten »Boxer« spielt er den katholischen Danny. Der saß 14 Jahre im Gefängnis für ein Attentat, das er im jugendlichen Leichtsinn für die irische Terrororganisation IRA verübte. Bei seiner Freilassung hat er nur eines im Sinn: Kontakte mit der IRA vermeiden und verwinden, dass seine große Liebe Maggie (Emily Watson) inzwischen mit einem anderen IRA-Attentäter verheiratet ist - und damit nach dem strengen Ehrenkodex der IRA tabu. Doch die Vergangenheit holt Danny schon bald wieder ein.
Im Knast galt Dannys Leidenschaft neben seiner Jugendliebe Maggie vor allem dem Boxen. So versucht er nach seiner Entlassung einen gemeinsamen Boxclub für Katholiken und Protestanten wieder auferstehen zu lassen. Mit den IRA-Hardlinern will er nichts mehr zu tun haben.
Von seiner großen Liebe Maggie hatte sich Danny seinerzeit selbst getrennt - um sie nicht noch weiter zu belasten. Maggie stürzte sich daraufhin in die Ehe mit einem inzwischen selbst inhaftierten IRA-Aktivisten, mit dem sie einen Sohn (Ciaran Fitzgerald) hat. Auch die Frau ist eine Gefangene der Umstände: Eingesperrt in ihre Rolle als Tochter des IRA-Führers Joe (Brian Cox) und vorbildliche Ehefrau eines politischen Gefangenen, heißt ihr Lebenszweck Loyalität. Einen der inhaftierten IRA-Kämpfer zu betrügen, gälte als Verrat an der Sache der IRA. Als sich Danny und Maggie unter den misstrauischen Blicken ihrer Umwelt begegnen, flammen die alten Gefühle jedoch wieder auf und setzen die beiden sofort ins Unrecht.
Nicht nur deswegen, sondern vor allem wegen seiner Aussöhnungspolitik im Kleinen - dem Boxclub - ist Danny der IRA zunehmend ein Dorn im Auge. In Zeiten beginnender Friedensverhandlungen zwischen den Konfessionen wollen die Hardliner ihn beseitigen.
Nach den fesselnden Nordirland-Dramen »Mein linker Fuß«, für den Daniel Day-Lewis einen Oscar erhielt, und »Im Namen des Vaters« arbeiteten der irische Regisseur Jim Sheridan und Day-Lewis beim »Boxer« zum dritten Mal zusammen.

Artikel vom 24.08.2005