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Die Titelverteidigerin
schaut diesmal nur zu

Tonn will aufs Podest - Schwarzkopf ist schon durch

Von Elmar Neumann
Paderborn (WB). So ändern sich die Zeiten. Im vergangenen Jahr verzichtete Olympionikin Claudia Tonn freiwillig auf eine Teilnahme an den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften, zwölf Monate später nimmt sich ihre Paderborner Vereinskollegin Lilli Schwarzkopf eine höchst selbst auferlegte Auszeit.

Drei Wochen nach Rang 13 bei der Weltmeisterschaft in Helsinki und sechs Wochen nach Rang zwei bei der Junioren-Europameisterschaft in Erfurt hat Schwarzkopf ihre Freiluftsaison bereits für beendet erklärt. »Ich bin kein Kamel. Die Saison war lang genug und irgendwann ist mein Energiehaushalt erschöpft«, sagte die Siebenkämpferin aus Siebenstern. Die wird am Sonntag 22 Jahre alt, lässt es sich aber trotzdem nicht nehmen, an diesem Wochenende bei den nationalen Meisterschaften in Lage vor Ort zu sein. Zum einen gilt es ihren Freund, den Paderborner Zehnkämpfer Georg Kruschinski, anzufeuern. Zum anderen ist es Lilli Schwarzkopfs Titel, der nach zwei Tagen im Stadion Werreanger vergeben wird. Im Vorjahr tröstete sich die EM-Zweite nach verpasster Olympia-Qualifikation mit Platz eins bei der DM in Vaterstetten.
Damals war nur ein bescheidenes Feld am Start, reichten Schwarzkopf 6125 Punkte, um mit 703 (!) Zählern Vorsprung auf Vize-Meisterin Kristina Porsche (Chemnitz) Rang eins zu belegen. So eindeutige Kräfteverhältnisse wird es im Lippischen nicht geben. Neben Claudia Tonn (6.) stehen in Person von Sonja Kesselschläger (1./SC Neubrandenburg), Karin Ertl (4./LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) und Katja Keller (5./SC Potsdam) vier der besten sechs Deutschen dieses Jahres auf der Teilnehmerliste. Lediglich die beiden Juniorinnen Schwarzkopf (3.) und Christine Schulz (2./TSV Bayer Leverkusen) verzichten. Eine Entscheidung, die für Claudia Tonn keine Überlegung wert war.
Im Gegensatz zur Olympia-Saison, die Paderborns »Sportlerin des Jahres 2004« mit Platz zehn in Athen krönte, waren sportliche Höhepunkte für die 24-Jährige in den vergangenen Monaten rar gesät. 6046 Punkte in Götzis, 6054 Punkte in Ratingen - mehr war für die Modellathletin in diesem Jahr nicht drin. Das war zu wenig, um sich für die WM zu qualifizieren und damit auch zu wenig, um den eigenen Ansprüchen (Bestleistung: 6169) gerecht zu werden.
Entsprechend hoch ist die Motivation, die Saison mit einem ansprechenden Resultat ausklingen zu lassen. »Ich will unter die ersten drei kommen und mehr als 6000 Punkte erzielen«, fasst Tonn ihre persönliche Vorgabe in Worte.
Betreut wird sie am Samstag und Sonntag in Lage von Manfred Kehm. Der Leistungssportkoordinator des FLVW stellt nach der Trennung von Reinhold Schwarzkopf allerdings nur eine Interimslösung dar, da Manfred Kehm sich beruflich verändern will und Claudia Tonn nicht länger zur Verfügung stehen kann.

Artikel vom 26.08.2005