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Helfer hatten keine Zeit für Papst

Weltjugendtag: Die Rettungskräfte aus dem Kreis Höxter ziehen Bilanz

Von Ingo Schmitz
Kreis Höxter (WB). Mehr als 2000 Einsätze bewältigten die Rettungskräfte beim Weltjugendtag in Köln. Allein 200 wurden von den 50 Helfern aus dem Kreis Höxter erledigt. Sogar einer Schwangeren, die ihre Wehen bekam, konnte geholfen werden. Diese Bilanz wurde gestern in Höxter präsentiert.

»Es war ein einmaliger Einsatz, der jeden Helfer gefordert hat.« Mit diesen Worten fasste Jürgen Ditter, beim Kreis Höxter Abteilungsleiter für den Bereich Bevölkerungsschutz, das Geschehen auf dem Marienfeld abseits vom Rummel um Papst Benedikt XVI. zusammen.
Wie berichtet, hatten der Höxteraner und der Warburger Kreisverband des Deutschen Rotes Kreuzes, der Malteserhilfsdienst, die Feuerwehr der Stadt Höxter und der Kreis Höxter Helfer nach Köln entsandt, um für den Besucheransturm gewappnet zu sein. Am Sonntag trafen eine Million Pilger auf 12 000 Einsatzkräfte -Êund die hatten so viel zu tun, dass sie kaum einen Blick auf den Heiligen Vater werfen konnten.
»Als ich gerade einmal 15 Minuten Pause hatte und die Messe mit ansehen wollte, wurde schon wieder nach einem Sani gerufen, weil gleich vier Frauen am Boden lagen«, berichtete Karl Baumann vom Rettungsdienst des Kreises Höxter.
Zusammen mit Kräften aus Paderborn, Bielfeld und Gütersloh wurde eine Leitstelle betrieben, von der aus die Rettungswagen pausenlos zu den Einsatzorten fuhren. »Überall waren Menschen. Es gab nur schmale Fahrgassen, die von den Sicherheitsleuten geschaffen wurden. Kaum einer der Besucher reagierte auf das Blaulicht und das Martinshorn durften wir nicht einschalten. Wir mussten extrem aufpassen, dass keiner der Pilger unter die Räder kam. Selbst die Außenspiegel haben wir beim Fahren eingeklappt«, berichtete Steffen Franzmann vom Malteser Hilfsdienst. Immer wieder hätten Leute versucht, die Sanitäter von ihrem eigentlichen Einsatz abzubringen und stattdessen zu anderen Patienten zu eilen. »Es wurde regelrecht an uns herum gezerrt«, sagte Franzmann. Dr. Helmut Stöckle, der als Notarzt mit nach Köln gefahren war, äußerte sein Unverständnis darüber, dass Schwangere oder auch Herzkranke am Weltjugendtag teilnahmen. Sie hätten zusätzlich für Notfalleinsätze gesorgt. Manch einer habe großes Glück gehabt. Auch hätten die südländischen Besucher die Sanitäter und Ärzte überdurchschnittlich häufig beschäftigt: »Sie waren zumeist nur in kurzen Hosen angereist. Die Kälte und die Nässe bereiteten ihnen große Probleme. Zum Glück gab es beheizte Zelte.«
Kreisbrandmeister Johannes Kunstein betonte: »Ich bin froh, dass alle Helfer wieder gesund in die Heimat zurück gekommen sind. Sie haben eine sagenhafte Arbeit geleistet.«

Artikel vom 24.08.2005