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Ein-Euro-Jobs
anstelle ABM

Hartz IV: GAB hat verändertes Profil

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Die Hartz-Reformen haben ihre Spuren bei der Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB) hinterlassen. Kaum noch aktive Arbeitsmarkt-Maßnahmen, dafür verstärkt die Vermittlung von gemeinnütziger Arbeit - der Arbeitsschwerkpunkt bei der GAB hat sich total verschoben, wie Geschäftsführer Udo Mescher erläutert.

»Mehr als 400 Kontakte mit Arbeitslosengeld-II-Empfängern hatten wir bereits in diesem Jahr«, berichtet Mescher im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. »Wir pflegen dabei eine höchst intensive Zusammenarbeit mit den Fallmanagern in den Rathäusern«, sagt er. Und die sei auch nötig. Gesundheitliche Probleme oder Kinderbetreuungsbedarf bei Alleinerziehenden seien etwa Hürden der Vermittlung.
Gemeinnützige Arbeit, das heißt für zur Zeit 103 Menschen, dass sie im Recyclingcenter Steinhagen (allein 30), in der Radstation, bei Naturschutzmaßnahmen sowie in der Kulturförderung arbeiten und zu ihrem ALG II noch 1,30 Euro die Stunde abzugsfrei hinzu verdienen -Êdie Ein-Euro-Jobs. Die GAB hat diese Arbeitslosen im Altkreis (plus Harsewinkel) vermittelt und qualifiziert sie weiter, zum 1. September nochmals 29 Personen. »Die meisten kommen aus Versmold und Steinhagen, hier allein 25«, sagt Udo Mescher. »Die Leute machen ihre Arbeit auch fast ausnahmslos gerne, wir haben kaum Abbrecher«, sagt Mescher.
»So aufwändig ist die Betreuung in der Vergangenheit nicht gewesen«, sieht der GAB-Geschäftsführer viel Positives für die ALG-II-Empfänger. »Etliche bekamen früher vom Arbeitsamt jahrelang überhaupt kein Angebot, das ist jetzt anders.« Dazu kämen Hilfestellung bei Schulden- oder Suchtproblemen, Deutsch-, Computer- und Bewerbungskurse.
Regelrecht weggebrochen ist für die GAB dagegen der Markt an berufspraktischen Maßnahmen. Derzeit hat die GAB nur Fördermittel für eine Jugendfördermaßnahme erhalten, im Oktober startet ein zweiter Kurs in Versmold. »Die Zeiten der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind vorbei«, resümiert Udo Mescher. In den Hoch-Zeiten vor gut zehn Jahren gab es noch etwa 70 solcher Angebote gleichzeitig. »Wir als GAB müssen uns darauf einstellen, wollen weiter verlässlicher Partner von Kommunen und GT-aktiv GmbH sein«, sagt Mescher, dessen 25 festangestellte Kräfte allesamt bleiben konnten.
Harte Kritik hat er allerdings für die veränderte Vergabepraxis übrig. »Wir haben alle Ausschreibungen für gewerblich-technische Maßnahmen verloren«. Die würden jetzt zum Teil von Anbietern übernommen, die bislang noch nie in der Region aktiv waren und sich allein in Halle engagieren, die anderen Orte gingen leer aus. Denn durch die überregionale Ausschreibung von Qualifizierungsangeboten, habe sich ein ruinöser Wettbewerb entwickelt.
Was das kommende Jahr für die GAB bringen wird, ist noch unklar - Stichwort Bundestagswahl. Auf jeden Fall will Udo Mescher die Kooperation mit Einrichtungen wie dem Laibbachhof, Schulen oder Sportvereinen in Sachen gemeinnützige Arbeit ausbauen.

Artikel vom 23.08.2005