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Unterschiede zu gravierend

Trotz des Final-Debakels ihrer »Grün-Weißen« haben Torschützen-König Stephan Just (r.) und Malik Besirevic das Lachen nicht verlernt.Foto: Krusche

20. Spielothek-Cup: TuS N-Lübbecke fertigt GWD im Finale mit 30:20 ab

Von Volker Krusche
Lübbecke/Minden (WB). Der Kreis schließt sich. War es der TuS Nettelstedt, der sich 1986 als erster Gewinner des Spielothek-Cups feiern lassen durfte, so jubelten am Samstag die Handballer des rechtlichen Nachfolgers TuS N-Lübbecke beim Jubiläumsturnier. Nach einer 30:20 (15:8)-Handball-Lehrstunde gegen Nachbar und Kreisrivale GWD Minden trugen sich die Rothemden zum fünften Mal in die Siegerliste ein und zogen mit Rekordsieger TBV Lemgo gleich.

Es war nicht nur eine Lehrstunde, die die Rothemden den »Grün-Weißen« kostenlos boten, es kam beim 20:8 nach 40 Minuten sogar einer Demütigung gleich, die den Gästespielern aus Minden den kalten Schweiß auf die Stirn trieb. Aber selbst die TuS-Anhänger auf den Rängen der Kreissporthalle, jene Fans, die in Jubel ausbrechen, wenn der Hallensprecher eine Bundesliga-Niederlage des »ungebliebten« Nachbarns bekannt gibt, selbst sie übten sich diesmal in vornehmer Zurückhaltung. Freude, ja - Genugtuung, nein! Zum einen weiß jeder, dass es sich bei aller Euphorie um ein Vorbereitungsturnier handelt, zum anderen dürften spätestens die beiden Turniertage deutlich gezeigt haben, dass beide heimischen Teams mit völlig unterschiedlichen Zielsetzungen in die Saison starten werden. Schwang da vielleicht schon so etwas wie Mitleid mit?
Fakt war, dass das Traum-Finale der 20. Ausspielung zunächst relativ ausgeglichen verlief, was allerdings an der hohen Fehlerquote beider Teams lag. Doch während die Mindener ihre »Fahrkarten« - und davon erzielten sie in den 60 Minuten neben zehn technischen Fehlern sage und schreibe 38 Stück (!) -Êin erster Linie durch schwaches Durchsetzungsvermögen produzierten, weil sie sich, ständig in die Mitte ziehend, für ihre Würfe den besten Defensivteil des TuS N-L, den Mittelblock, aussuchten, lag es bei den Hausherren hauptsächlich am Abschluss, dass Tore zunächst


























Mangelware waren. Nach gut herausgespielten Aktionen wurden beste Chancen leichtfertig vergeben. Erst nach einer Viertelstunde besserte sich das Wurfverhalten bei den Gastgebern - und so setzten sie sich nach dem 6:6 (19.) fortan locker ab. GWD-Trainer Richard Ratka war bis zum 6:8 (22.) mit der Leistung seiner Mannen zufrieden. Doch dann brach es über sie hinein. »In den folgenden sechs Minuten haben wir alles


























verspielt.« Doch es waren nicht nur jene sechs Minuten. Zwischen dem 6:6 (14.) und dem 8:20 (40.) lagen 26 Minuten, in denen die Defensiv-Abteilung des TuS ganze zwei Gegentreffer zuließ. Klar, dass damit längst alles entschieden war. Minden lief sich in dieser Phase vor der Lübbecker 6:0-Deckung, die sich kaum bewegen musste, förmlich die Füße wund, lieferte brotlose Kunst ab. Immer wieder blieben die Bälle hängen, was die Pfänder-Mannen durch erste und zweite Welle zu einfachen Toren nutzten. Beim 11:24 (46.) betrug die Differenz bereits sagenhafte 13 Treffer! Das hatte es zwischen den beiden Kreisrivalen noch nie gegeben. Lobenswert allerdings die kämpferische Einstellung der bemitleidenswerten Ratka-Schützlinge. Sie steckten nicht auf, stemmten sich gegen ein noch größeres Debakel und kämpften um jedes Tor. Das 20:30 - so makaber es klingen mag - war so gesehen noch eine »Belohnung«.
Schade eigentlich, dass die »Derby-Generalprobe« vor dem »goldenen«, dem 50. Punktspiel-Derby, das am 12. November in der Kreissporthalle zur Austragung kommt, so einseitig und ohne jede Spannung verlief. Allerdings dürfte das Turnier im Hinblick auf das Abschneiden beider Mannschaften durchaus ein realistischer Fingerzeig gewesen sein.
Kein Wunder aber, dass die Derby-Freude wie nach anderen Minden-Lübbecker Duellen am Samstag kaum spürbar war. Zu groß waren die Unterschiede, als dass nach dem Schlusspfiff große Feier-Stimmung beim Sieger und seinen Fans aufkommen konnte.

Artikel vom 22.08.2005