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Ein Fehlschuss aus elf Metern
schockt einstigen Pokalschreck

0:2 gegen VfL Wolfsburg - Erstrunden-Aus für den SC Paderborn 07

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Die Paderborner Pokalgeschichte beschränkt sich in dieser Saison auf nur ein Kapitel. Mit Hilfe von Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer und eigenem Können war der SC Paderborn 07 vor einem Jahr als Regionalligist bis ins Achtelfinale gestürmt. Am Samstag war für den Zweitliga-Neuling bereits in Runde eins Endstation. 0:2 (0:2) gegen den VfL Wolfsburg: Der Pokalschreck von 2004 ist gezähmt und wird frühestens in einem Jahr wieder Angst verbreiten.

Vor dem Anpfiff wurden die Gastgeber zunächst von der Vergangenheit eingeholt. »Heute hat's sich ausgeheult, und die vierte Burg brennt«, plakatierten die SCP-Fans. Hamburg und Duisburg wurden gestürmt, Wolfsburg erwies sich wie Freiburg als uneinnehmbare Festung. Die VfL-Anhänger unter den 4969 Besuchern im Hermann Löns-Stadion wussten schon vorher, warum. »Hoyzer, Euer Held ist der, der diesmal fehlt«, antworteten sie mit großen Buchstaben. Der war natürlich nicht anwesend, dafür leitete ein anderer Berliner die Partie, der früher mit Hoyzer befreundet war und später mit dafür verantwortlich zeigte, dass der Betrüger überführt werden konnte: Manuel Gräfe. Eine pikante und unverständliche DFB-Ansetzung.
Die ersten 45 Minuten hatten dann durchaus, rein sportliche Parallelen zum HSV-Spiel (4:2) vor genau zwölf Monaten. Wie damals nutzten die Gäste ihre beiden ersten Chancen zur 2:0-Führung, und es gab einen Elfmeterpfiff. In der 14. Minute köpfte zunächst Mike Hanke einen Freistoß von Andrés D'Alessandro ein. Auch der zweite Treffer hatte in dem kleinen Argentinier, den Marc Gouiffe à Goufan nie in den Griff bekam, seinen Ausgangspunkt. Er bediente Hanke, dessen Hereingabe verwertete D'Alessandros argentinischer Landsmann Diego Klimowicz zum 0:2 (28.).
Das war praktisch die Entscheidung, weil die Gastgeber ihre Möglichkeiten ausließen. 120 Sekunden vor der Wolfsburger Führung hatte Dennis Schulp nach einem Freistoß von Stephan Maaß das Paderborner 1:0 auf dem Kopf, traf aber nur den Außenpfosten. Der Knackpunkt folgte in der 20. Minute. Eine Attacke von Kevin Hofland an René Müller im Strafraum ahndete der Schiedsrichter noch als Schwalbe und verwarnte den SCP-Kapitän, doch 30 Sekunden später zeigte Gräfe nach einem Foul von Simon Jentzsch an Müller auf den Punkt und dem VfL-Schlussmann Gelb. »Für mich waren das zwei Elfmeter, weil ich beide Male getroffen wurde«, meinte Müller. Diskussionen, die kurz danach ziemlich überflüssig wurden, denn Stephan Maaß scheiterte an Jentzsch. Ein Schock, von dem sich der SCP nicht mehr erholen sollte. Unmittelbar nach dem 0:2 wurde ein Schuss von Benjamin Schüßler auf der Linie geklärt, danach erlahmte der Widerstand zusehends, auch wenn Marcel Ndjeng und Müller noch hätten verkürzen können.
Die SCP-Leistung in Hälfte eins war bis auf die Schwäche im Abschluss gut, über die nach dem Wechsel herrschte geteilte Meinung. »Ich habe keine Emotionen und keinen Siegeswillen mehr gesehen und hatte nie das Gefühl, dass Wolfsburg 100 Prozent geben muss. Gegen einen Erstligisten kann man nur mit letztem Einsatz etwas ausrichten, den habe ich heute vermisst«, kritisierte Präsident Wilfried Finke und fand im Gäste-Coach Holger Fach einen »fach«kundigen Fürsprecher: »Bis auf fünf Minuten, als wir den Elfmeter selbst vorbereitet haben, war das eine souveräne Vorstellung meiner Mannschaft. In der zweiten Hälfte haben wir das Ergebnis nur noch verwaltet und hatten dabei keine Probleme. Ich hätte mir gewünscht, dass wir auf das dritte Tor spielen«, meinte Fach.
SCP-Coach Jos Luhukay nahm die Aussage seines Kollegen derweil zum Anlass, sein eigenes Team zu loben. »Dass Wolfsburg so wenig Torchancen hatte, war unser Verdienst. Ich kann meinen Spielern keinen Vorwurf machen. Es war gegen eine sehr starke VfL-Defensive einfach schwer, eine Lücke zu finden«, sagte der Holländer und wies etwas genervt auf eine bekannte Tatsache hin: »Wir haben heute gegen einen Erstligisten gespielt.«

Artikel vom 22.08.2005