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Ausdruckstanz
auf Stelzen

Erbitterter Streit um eine Uhr: Die Zeit spielte eine zentrale Rolle beim Straßentheater-Spektakel.

Country, Rock und Weltmusik


Von Ruth Matthes (Text)
und Jörn Hannemann (Fotos)
Herford (HK). Theaterleiter Karl-Heinz Rohlf ist dafür bekannt, dass seine Reihe »spettacolo teatrale« mindestens eine bizarre Produktion bereithält, an der sich die Geister scheiden. Am Donnerstagabend war es nun so weit. Die Straßentheater-Performance »Time Out« des »Antagon Theaters« gab den Zuschauern mit ihrer Mischung aus Akrobatik, Ausdruckstanz, Stelzenlauf, Körpertheater und Filmprojektionen nicht nur viel zu staunen, sondern auch so manches Rätsel auf.
In welcher Zeit spielt denn diese Szene? Sind diese Wesen nun Kinder der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft? Diese und andere Fragen stellten sich den Zuschauern im dicht gefüllten Rund. Doch auch ohne konkrete Antworten hatte die Szenenfolge ihren Reiz. Denn den 13 Artisten gelang es immer wieder, mit ihren Stelzen - bisweilen waren es gleich vier -, mit Feuereffekten, phantasievollen Kostümen und ekstatischen Tanzeinlagen eindrucksvolle Bilder vor der Rathauskulisse entstehen zu lassen. Was die Akteure, unterstützt von eindringlicher Musik und Geräuschen von Synthesizer, Keyboard und Schlagzeug, lieferten, war ein Kaleidoskop der großen Katastrophen und Emotionen der Menschheit, eine Mischung aus Elementarem und Science-Fiction. Die Zeit scheint in »Time out« angehalten zu sein, die Figuren nehmen eine Aus-Zeit, um nachzudenken, Bilder vergangener Zeiten zurückzurufen und Visionen für die Zukunft zu entwerfen: Sie wecken Assoziationen an Sklavenhaltung, Revolution, Gaskammern und Krieg. Doch sie malen auch Bilder von Geburt, Liebe und Glück.
Weniger philosophisch ging es auf den anderen Innenstadtplätzen zu. Auf dem Neuen Markt tanzten nicht nur die Western-Dancer zu den rockigen und traditionellen Country-Melodien der »Slow Horses«. »MIRTA and the Goalgetters« sorgten mit Soul, Funk und Karibik-Flair für Stimmung auf dem Alten Markt und »Sunrise« rockte auf dem Linnenbauerplatz. Zu Dixieland-Klängen stießen die Weinfreunde in der Radewig an.

Artikel vom 20.08.2005