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Blattschmuckstauden werden
im Winter zu Hinguckern

Erst grüner Teppich, dann leuchtend rote Fläche

Von wegen im Herbst und Winter wird der Garten trostlos und eintönig. Goldene Farbtupfen, intensive auberginefarbene Flächen und kühle blaugraue Blätter, die im sommerlichen Blütenmeer kaum beachtet wurden, avancieren jetzt zu richtigen Hinguckern.
Frost verwandelt immergrüne Pflanzen in besondere Schmuckstücke. Die farbenprächtigen Früchte der Stechpalme sehen aus, als seien sie mit Zuckerkristallen verziert.Foto: PdM
»Bei Gehölzen sind Blattfärbungen insgesamt sicherlich bekannter und spektakulärer. Man denke nur an einen blutroten Ahorn«, sagt der Gärtnermeister Markus Hirschler. »Doch auch im Bereich der Stauden gibt es inzwischen ein unglaubliches Sortiment an Pflanzen, die sich durch wunderschön gefärbte und vielfältig geformte Blätter auszeichnen.« Im Vergleich zu Blüten bringen Blattschmuckstauden ungleich länger Freude - bei einigen Sorten sogar das ganze Jahr über.
»Die bekannteste Blattschmuckstaude ist wohl die Funkie (Hosta)«, so Hirschler. »Von grün bis blau, gelbbunt oder weißbunt reicht die Vielfalt der Blätter. Es gibt sowohl Zwerge als auch Riesen, bei denen man sich unter ein Blatt setzen kann. Im Sommer glänzen Funkien außerdem mit aparten Blüten vor allem in Rosa- und Violetttönen.« Funkien haben nur einen großen Nachteil: Sie treiben sehr spät aus, sodass ihr Standort im Garten von November bis Mai kahl wirkt.
Wer gerade in dieser Zeit Farbe in den Garten bringen will, setzt deshalb auf wintergrüne beziehungsweise winterbunte Stauden. Nahezu unverwüstlich ist das Fettblatt. 'Sedum floriferum Weihenstephaner Gold' glänzt mit goldgelben Blättern, die zum Winterende hin einen roten Einschlag bekommen. »Seit ein paar Jahren ist außerdem 'Sedum Angelina' gefragt: Seine Blätter färben sich rot-bronzen ein. Und bei 'Sedum album coral carpet' verwandelt sich der grüne Teppich im Winter in eine leuchtend rote Fläche«, erläutert Hirschler.
Auch Günsel (Ajuga reptans) bildet Teppiche. Neben grünen Sorten gibt es solche mit mehrfarbigen, rotbraunen oder sogar metallisch glänzenden Blättern. Weitere Alternativen sind Ziersalbei in Aubergine (Salvia officinalls 'Purpurascens'), goldgelbes Pfennigkraut (Lysimachia nummularia 'Goldlocks') oder Bergenien mit sich rot färbenden Blättern (Bergenia 'Baby Doll').
Besonders viele Vorteile haben Blätter, die in edlem Silber leuchten: Im Sommer, wenn der Garten in allen möglichen Blütenfarben strahlt, wirken Silber- und Grautöne auf das Auge beruhigend. Sie lassen sich problemlos mit anderen Farben kombinieren und schaffen harmonische Übergänge zwischen Blüten, die sich direkt nebeneinander weniger vertragen. Außerdem hellen Grautöne dunklere Ecken auf. »Die Graufärbung des Blattes ist für die Pflanze ein Schutz gegen Austrocknung«, sagt Hirschler. »Die meisten silberblättrigen Stauden gedeihen hervorragend auf mageren Böden.«
Wunderschöne silberne Akzente setzt die Bergkamille (Anthemis marschalliana, Biebersteinii) mit ihrem gefiederten Laub. Im Sommer erfreut sie mit gelben Blüten. Außerdem ist sie robust und pflegeleicht. Zu den bekannteren silberblättrigen Stauden gehören das Katzenpfötchen (Antennaria dioica) mit seinen rosa, roten oder weißen Blüten, der Woll-Ziest (Stachys byzantina) mit weißfilzigen Blatt und die silberne Goldnessel (Lamiastrum »Hermanns Pride«).
Edelrauten (Artemisia) sind bekannt durch ihre Küchenkräuter wie Beifuß oder Wermut. Es gibt jedoch auch viele Zierformen. Sie lieben die volle Sonne. Nicht nur durch die dekorativen Blätter, sondern auch durch ihren Duft betören Lavendel (Lavandula) und Heiligenkraut (Santolina). Filigrane Ergänzungen zu solchen Blattschmuckstauden können Ziergräser sein: zum Beispiel der 20 bis 30 Zentimeter hohe Blauschwingel (Festuca cinerea) mit seinen silbergraublauen, strahlenartig abstehenden Blättern oder die Segge 'Carex Evergold' mit ihrer gelb-grünen Streifenstruktur.

Artikel vom 21.10.2005