22.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bei Oscar Hernandez
fließen die Tränen

Tennis-Bundesliga: bitteres Saisonfinale für Halles Spanier

Von Stephan Arend (Text und Fotos)
Halle (WB). Wie ein Häufchen Elend hockte Oscar Hernandez mit dickem Knöchel in der Kabine, sogar die Tränen flossen. Keine Frage: Bitterer als die Haller 3:6-Niederlage im (bedeutungslosen) letzten Saisonspiel der Tennis-Bundesliga gegen Rochusclub Düsseldorf war die Verletzung des Spaniers.

Endlich wieder schmerzfrei wollte der Neuzugang aus Barcelona zeigen, warum er in der Weltrangliste unter den besten 80 Spielern geführt wird. Wie sein großes Vorbild Jimmy Connors kämpfte die Nummer eins der Blau-Weißen gegen einen starken Tomas Behrend um jeden Ball und spielte sich endlich in die Herzen der Zuschauer. Die waren begeistert - bis Hernandez beim Stande von 3:4 im dritten Satz umknickte und mit einer schweren Bänderverletzung aufgeben musste.
Für die Gastgeber war somit vor 2 300 Zuschauern die dritte Niederlage gegen die Topteams im vierten Heimspiel nicht mehr zu verhindern. Die Lindenstädter tauschten mit Düsseldorf die Plätze und beendeten die Saison als Rangvierter. Für Oscar Hernandez hatte die dritte Verletzung seit Wimbledon weitreichendere Folgen. Seinen Platz im Hauptfeld der US Open nimmt nun ein anderer Profi ein, dem Spanier gehen wichtige Weltranglistenpunkte durch die Lappen. »Oscar ist unser Seuchenvogel. Er konnte aufgrund seiner Verletzungen leider nicht zeigen, was er drauf hat«, bedauerte Halles Teamchef Thorsten Liebich.
Ein anderer Spanier stellte dagegen erneut seine Klasse unter Beweis. Ruben Ramirez-Hidalgo triumphierte im Marathon-Match über seinen Landsmann Alex Calatrava. Fast dreieinhalb Stunden lieferten sich beide Sandplatzwühler packende, scheinbar enlos lange Ballwechsel, sorgten aus Haller Sicht vielleicht sogar für den Höhepunkt der Saison. Die Zuschauer waren auf alle Fälle begeistert.
Außer Ramirez-Hidalgo punktete und überzeugte erneut Werner Eschauer. Der Österreicher war mit einer Einzelbilanz von 6:1 die Zuverlässigkeit in Person. Die beiden fleißigen Haller Punktesammler, Ramirez und Eschauer, traten gestern noch gemeinsam im Doppel an. Kurios: Beim Turnier in Genf sind sie in dieser Woche in der ersten Runde direkte Rivalen.
Youngster Ervin Eleskovic stand gegen den Weltklasse-Doppelspieler Lucas Arnold ebenso wie Aleander Waske gegen den fehlerlosen Marc Lopez auf verlorenem Posten. Jean-Francois Bachelot dagegen hätte seine Partie gegen Mariano Hood nach 0:6/1:4-Rückstand um ein Haar noch gedreht. Der Franzose vergab aber im Tiebreak einen Satzball und zertrümmerte nach der 0:6/6:7-Niederlage aus Frust seinen Schläger. Das zeigt: Alle Spieler waren mit ganzem Herzen bei der Sache - obwohl es »nur« noch um den dritten Platz hinter Meister Mannheim und Vize Aachen ging.

Artikel vom 22.08.2005