20.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von der Schlange bis zum Hasenfenster

Sonderausstellung von Bernhard Thiet im Steinheimer Möbelmuseum


Steinheim (nf). Bernhard Thiet kann stolz sein auf die alte Handwerkskunst. Seine ebenso filigranen wie aussagekräftigen Kunstwerke zeigt der Steinheimer nun an eher ungewöhnlicher Stelle in einer Ausstellung im Möbelmuseum der Emmerstadt. An diesem Sonntag um 15 Uhr wird sie eröffnet, zu sehen sein wird bis zum 18. September ein Ausschnitt aus seinem vielseitigen Schaffen.
Johannes Waldhoff, der Vorsitzende des Fördervereins freut sich, dass im Möbelmuseum nicht nur ein Stück Steinheimer Kulturgut erhalten wird, sondern dieser Ort immer mehr zu einem Zentrum und einer Begegnungsstätte für kreativ tätige Menschen geworden ist.
Als Sohn Steinheimer Eltern wurde Bernhard Thiet in Düsseldorf geboren, kam aber in den Kriegswirren schon als Kleinkind zurück, um später bei Heinrich Strato das Schlosserhandwerk zu erlernen. Die kunstvolle Ausfertigung von Toren, Treppen und Fenstergittern gehörten damals zu seinen Haupttätigkeiten. Düsseldorf wurde noch einmal zu einer wichtigen beruflichen Station, um in der Rheinmetropole die Meisterprüfung abzulegen. Als Bernhard Thiet 1989 schließlich zum SOS-Ausbildungszentrum nach Detmold wechselte, erschloss sich ihm eine vollkommen neue Welt.
Als Ausbildungsleiter in der Bau- und Kunstschlosserei fand er seine berufliche Erfüllung. Neben praktischen Auftragsarbeiten gehörte seine besondere Vorliebe den künstlerischen Ausdrucksformen, die der an und für sich spröde Werkstoff Metall zuließ.
Was ihn bewegte - die Liebe zur freien Gestaltung kombiniert mit dem handwerklichen Können - übertrug er auf seine Schüler. Auf Disziplin in der Ausführung legte der Kunstschlossermeister größten Wert: »Ohne eine Zeichnung kann kein Stück gefertigt werden, sie ist das A und O der Ausbildung«.
Kreativität sei zwar die Grundlage für die Herstellung jedes Schmiedekunstwerks. Vollenden könne man es aber nur, wenn man es wie ein Muster im Kopf habe. Einen Riesenerfolg gab es in Aachen, wo die Schüler das NRW-Wappen schmiedeten und gegen starke Konkurrenz Platz drei belegten.
Nach dem Ende seines beruflichen Schaffens zog die freie künstlerische Gestaltung Bernhard Thiet immer mehr in seinen Bann. In seiner kleinen Werkstatt arbeitet er im Kundenauftrag, aber auch zur eigenen künstlerischen Entfaltung. Dabei bewegen ihn immer wieder neue Ideen, die er in Schmiedeeisen, Kupfer oder Edelstahl umsetzt. Rund 30 Beispiele dieser Schaffenskraft, darunter getriebene Arbeiten in Kupfer, das Paderborner Hasenfenster in miniature, eine Schlange aus Kupfer in Angriffshaltung oder einen Hirschkäfer können die Besucher ins einer Ausstellung erleben.

Artikel vom 20.08.2005