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Das große Ziel sind zwei Medaillen

Vier Athleten der LG BAL bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften am Start

Von Lars Rohrandt (Text und Fotos)
Bünde (BZ). Die Anspannung und die Vorfreude steigen: In acht Tagen beginnen für vier Athleten der LG Bünde-Ahle/Löhne die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Lage. »Wir können zwei Medaillen holen«, sagt Hans-Jürgen Hammer (56). Auch der erfahrene Trainer gibt zu: »Allmählich fängt es an zu kribbeln.«

Ein- bis zweimal täglich trifft sich Hammer nun mit den Zehnkämpfern Marek Görlich und Philipp Schroeder an der Moning-Halle. Hammer: »Die Vorbereitung läuft gut.« Der dritte im Bunde der Männermannschaft ist Jannis Becker. Der 20-Jährige ist nach dem Abitur am Stein-Gymnasium wieder in seine Heimat Unna gezogen und absolviert in Kaiserau seinen Zivildienst. Daher kommt das Training etwas zu kurz. Siebenkämpferin Christine Danker vertritt die LG BAL bei den Juniorinnen U 23 und den Damen. Sie trainiert in Löhne.
Mit den beiden BAL-Top-Zehnkämpfern Görlich und Schroeder geht Hammer nun in die Endphase der Trainingsvorbereitung. »Alles ist nun sehr individuell ausgerichtet«, sagt der Sportlehrer des Stein-Gymnasiums, dessen Stelle zur Hälfte die Landessportstiftung bestreitet. »Marek ist in einer besonderen Situation.« Schließlich habe er seit Juni bereits vier Zehnkämpfe in den Knochen. Kurz und intensiv sei daher Görlichs Programm.
Eine Woche lang waren Marek Görlich und Philipp Schroeder gemeinsam im Urlaub auf Mallorca: »Wir haben uns aber selbstverständlich auch fit gehalten.« Hans-Jürgen Hammer bestätigt: »Die Jungs enttäuschen mich nicht.« Der 56-Jährige, der seine Trainerlaufbahn 1972 beim Sportclub Motor Jena begann, bezeichnet seine spezifische Mehrkampfvorbereitung als »ziemlich hart«. »Wir gehen dabei an die Top-Leistungen heran.«
Dennoch: Training ist nicht gleich Wettkampf. Während Görlich und Schroeder die Hürden bereits fast mit Vollgas laufen und beim Diskus-Werfen richtig randonnern, ist es beim Hochsprung anders. Hammer: »Hier ist das Training bei voller Belastung zu gefährlich für die Gelenke. Wir variieren.« Im Wettkampf sieht dies anders aus: Die Anspannung und die Konzentration sind höher, das Verletzungsrisiko der Athleten sinke daher.
Während des Trainings läuft in der Halle Musik. »Das lockert auf«, meint Marek Görlich, und Philipp Schroeder ergänzt: »Sonst wäre es manchmal doch zu langweilig.« Wählerisch sind die beiden bei der Musik nicht. »Doch wenn die Schüler mit dabei sind, bekommen wir etwas ganz anderes zu hören: Heavy-Metall«, erzählt Hammer. Während der Leichtathletik-WM kamen die heimischen Sportler in der Moning-Halle selbstverständlich nicht ohne Fernseher aus - Pflichtprogramm. Doch dann und wann ist Schluss mit Musik. »Wenn Hürdenlauf oder Stabhochsprung anstehen, wird sie ausgemacht«, stellt der Trainer klar. Der Athlet müsse seine Schritte hören und keine lauten Bässe.
Ab der kommenden Woche heißt die Vorgabe: die Beine frisch und den Kopf frei bekommen. Denn jeder will seine Ziele am Samstag, 27., und Sonntag, 28. August, in Lage erreichen. So will Marek Görlich, der Vierte der vergangenen Deutschen Meisterschaft, dieses Jahr auf dem Treppchen landen -Êam besten mit einer persönlichen Bestleistung. Hammer: »Das kann er schaffen.« Westfalenmeister Philipp Schroeder will seine Bestleistung um rund 200 Punkte steigern. »Auf knappe 7000.« Durchaus machbar, urteilt der Trainer. Schließlich war der Kugelstoß bei Schroeders stärkstem Zehnkampf alles andere als gut: »Der war schwach.«
Gemeinsam mit Jannis Becker, der seinen ersten Männer-Zehnkampf bestreitet, nehmen die BAL-Athleten den dritten Platz in der Mannschaftswertung ins Visier. »Jannis ist ein Phänomen«, urteilt Hammer. Im vergangenen Herbst habe er wegen der Schule kaum trainiert und bei der Hallen-DM in Sindelfingen sprang er 2,09 Meter -ÊPlatz neun. Becker laufe dabei auch noch vergleichsweise langsam an. »Und dann diese Höhe. Auch meine Kollegen, Wissenschaftler in Leipzig, können das nicht erklären«, staunt der Trainer immer wieder. Wenn alles gut laufe, könnte der 20-Jährige 6500 Punkte erreichen. »Wir erwarten aber keine Wunderdinge.«
In der gleichen Jahrgangsstufe am Stein-Gymnasium mit Jannis Beckers war Christen Danker. Die 20-jährige Westfalenmeisterin startet bei den Juniorinnen U23. Hammer wird sie wohl aber auch bei den Frauen anmelden. Ihre persönliche Bestleistung liegt bei 4930 Punkten. Der Trainer: »Da ist noch mehr drin.« Ein zehnter Platz ist im Bereich des Machbaren.
Noch acht Tage haben die Athleten nun Zeit. »Die Konzentration wird weiter steigen«, sagt Schroeder. Und Görlich: »Ich denke schon jetzt nur noch an den Wettkampf.«

Artikel vom 20.08.2005